Rezension

Hätte mehr Potential gehabt

Bissle Spätzle, Habibi? -

Bissle Spätzle, Habibi?
von Abla Alaoui

Bewertet mit 3 Sternen

"Bissle Spätzle, Habibi" ist der Debütroman der Hamburgerin Abla Alaoui, der zugleich Liebesroman und Kulturkomödie ist und dem Leser einen teils humorvollen aber durchaus auch problembewussten Einblick in den Familienalltag marokkanischer Einwanderer der ersten und zweiten Generation gibt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 30jährige Amaya. Als älteste von drei Kinder wird sie vor dem Hintergrund der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester und der Verlobung ihres jüngeren Bruders von ihren Eltern, aber auch ihren Geschwistern zunehmend unter Druck gesetzt, doch auch endlich den Partner fürs Leben zu finden. Sie lässt sich von diesen auf der muslimischen Dating-App Minder anmelden, um mit einem Muslimen zu daten.
Als sie sich aber in den deutschen Freund ihres ersten MInder-Dates verliebt, beginnt das ganze Chaos...

Bis zur Hälfte des Buches fand ich die Geschichte toll: der Einblick in den Alltag einer marokkanischen Familie, der teils in der Gegenwart, teils in Rückblenden vermittelt wird, ist witzig und doch auch informativ. Amayas ungewöhnliches Berufsleben als Schauspielerin in einer Daily Soap ist auch interessant und witzig dargestellt.
Leider mutierte die eingangs mutige und zielorientierte Protagonistin, die als 18jährige durchs Fenster zu einem Diskobesuch ausgebüxt ist und später entgegen der Vorstellungen ihrer Eltern ein Schauspielstudium aufgenommen hat, ab der Hälfte des Buches zu einem manipulativen, konfliktscheuenden und in Selbstmitleid versinkenden Häufchen Elend. Während Amaya ihren Freund Daniel vor der Öffentlichkeit und ihrer Familie versteckt und von ihm Verständnis, Geduld und Enthaltsamkeit verlangt, bewegt sie selbst sich um keinen Milimeter und lügt ihre Familie und ihren Freund gleichermaßen unermüdlich an. Das hat mir leider die Freude am Buch ziemlich vergällt - schade, über diesen Einbruch hilft auch ein Happy End nicht hinweg...