Rezension

Hannas sechster Fall

Den letzten beißt der Dorsch - Ute Haese

Den letzten beißt der Dorsch
von Ute Haese

Bewertet mit 5 Sternen

„...Manche Leute sind da wirklich schmerzfrei. Dass Bepflanzungen, Dünen oder Faschinen...einen Sinn haben könnten und dem Küstenschutz dienen, entgeht ihnen komplett...So gesehen steckt noch eine Menge Reptil im Homo sapiens...“

 

Das Buch geht spannend los. Auf Hanna Hemlokk wird geschossen. Wen nur hat sie geärgert?

Einige Tage vorher waren drei Jugendliche bei ihr aufgetaucht. Jana, Philipp und Krischan hatten wiederholt Hunde gefunden, die aus einem Auto über die Brücke geworfen worden waren. Einige lebten noch und konnten gerettet werden. Sie wollen, dass Hanna herausfindet, wer die Tiere auf so grausame Weise entsorgt.

Dann hat ihre Freundin Marga eine neue Idee. Sie will eine Partei gründen. Man einigt sich auf den Namen DePP. Voller Selbstbewusstsein verteilt sie die Aufgaben.

Gleichzeitig erfährt Hanna, dass Johannes eine neue Mieterin auf seinem Grundstück hat. Hanna kennt Johannes` Gutmütigkeit und seine mangelnde Menschenkenntnis. Deshalb möchte sie sich Donata Freifrau von Schkuditz selbst ansehen. Da Hanna gerade in ihrem Brotjob Adelsromane schreibt, kann ihr die Freifrau bei der richtigen Anrede in ihren Texten helfen.

Als dann auch noch Harry erscheint und sich mit der Waffenlobby anlegen will, hat Hanna alle Hände voll zu tun.

Die Autorin hat erneut einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das lag nicht nur an den vielfältigen Problemen, die Hanna zu bewältigen hatte, sondern auch an den angenehmen Schriftstil und den aufgegriffenen aktuellen Problemen.

Die Protagonisten werden gut beschrieben. Das trifft insbesondere auf die drei Jugendlichen zu. Jana leidet am Turner Syndrom. Ihr fehlt ein Chromosom. Trotzdem hat sie die beiden Jungen voll im Griff. Philipp strebt ein Einserabitur an, engagiert sich nebenbei in der Tierschutzorganisation Animal und kümmert sich um einen Autisten in seiner Klasse. Der 21jährige Krischan arbeitet als Mann für alle Fälle. Seine Aufträge erhält er per Handy.

Für den humorvollen Ton in der Geschichte sorgt Hanna. Sie ist nicht nur geradezu, sondern hat gegebenenfalls auch eine sarkastische Ader. Obiges Zitat stammt von ihr. Dabei hat sie aber auch eine guten Blick für andere. So möchte sie, dass Krischan einen richtigen Beruf ergreift. Zu den Höhepunkten gehören die Gespräche zum Thema Inklusion. Es wird richtig erkannt, dass das kein Selbstläufer ist, sondern Geld in die Hand genommen werden muss, wenn dabei etwas erreicht werden soll. Auch die Probleme der Küste werden thematisiert. So wusste ich nicht, dass sich Bernstein und weißer Phosphor verblüffend ähnlich sehen. Eine ruhige Phase erreicht die Geschichte bei Hannas kurzen Abstecher nach England. Land und Leute werden gut beschrieben. Mit neuem Elan stürzt sich Hanna danach in ihre Aufgabe. Als besonderes Stilmittel darf ich kurze Ausschnitte aus Hannas Feder als Tränenfee lesen. Ihre spitzen Kommentare bringen mich dabei zum Schmunzeln.

Einige norddeutsche Begriffe werden zu Beginn erklärt.

Das Cover mit den Vögeln auf der Stange passt und weckt Interesse.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, in einer spannenden Handlung auf humorvolle Weise aktuelle Themen anzusprechen.