Rezension

Hat mich enttäuscht

Blind Copy - Das bin nicht ich!
von Birgit Rabisch

Bewertet mit 2 Sternen

Die Gehirnforscherin Sabine Benckendorf ist unterwegs zur Beerdigung ihres Mentors Karl Färber. Dieser hatte seit ihrer Kindheit ihren Intellekt gefordert und gefördert. Als sie dann aber den Brief liest, den er ihr hinterlassen hat, weiß sie nicht mehr, was sie tatsächlich von ihm zu halten hat.

Wahrscheinlich bin ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, denn hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich es gar nicht lesen wollen. Womöglich habe ich mich davon blenden lassen, dass die Protagonistin Gehirnforscherin ist oder davon, wie die Autorin die Leserunde eingeleitet hat, innerhalb derer ich dieses Buch gelesen habe, jedenfalls erwartete ich einen anspruchsvollen Roman mit wissenschaftlichem Hintergrund – und das ist er meiner Meinung nach nicht.

Selten habe ich einen Roman mit einer mir so unsympathischen und dabei auch noch uninteressanten Protagonistin gelesen. Sabine ist überheblich, besserwisserisch und wirkt durch ihre Handlungen und Gedankengänge auf mich lange nicht so intelligent, wie ihr Beruf – und ihre Meinung über sich selbst – vermuten lassen, dass sie z. B. nie hinterfragt hat, was Karl Färber mit ihr gemacht hat, das passt in meinen Augen nicht zu einer forschenden, rational denkenden Wissenschaftlerin. Und auch sonst findet sich in dem Roman kein einziger Charakter, der mich anspricht oder gar interessiert.

Die Geschichte wird zwar in der dritten Person (allerdings aus Sabines Perspektive) erzählt, jedoch mit ständigen Unterbrechungen durch ihre Gedanken (dies dann in kursiv gesetzt), die für mich jedoch alles andere als authentisch wirken und mich daher schnell störten, sogar regelrecht nervten. Hier soll, wie auch schon im Klappentext zu lesen, der „Streit zwischen besserem Ich und innerem Schweinehund“ darstellt werden, im Grunde also die Ambivalenz ihrer Person. Für mich hat das nicht funktioniert. Nicht nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand mit sich in Dialogform spricht und von sich in der dritten Person denkt, sondern auch, weil ihre Gedanken in meinen Augen nicht passen, wie oben schon ausgeführt.

Mich konnte der Roman zu keiner Zeit wirklich packen, zunächst kommt etwas Spannung auf, weil man neugierig ist, was denn nun in dem Brief steht, dies wird tatsächlich erst zu etwa Mitte des Romans enthüllt. Allerdings kann man den „großen Knaller“, den der Brief aufdeckt, schon sehr früh ahnen; die Konsequenzen, die daraus entstanden, werden bestenfalls grob angerissen, obwohl die dahinter stehende Thematik recht interessant ist. Nachdem ich das Buch zugeschlagen hatte, habe ich mich gefragt, was die Autorin mir mit diesem Roman sagen wollte. Der Roman gibt keine Antworten, was auch nicht nötig ist, aber er regt auch nicht wirklich zum Nachdenken an.

Wie schon gesagt, die Roman behandelt ein interessantes Thema, das jedoch in meinen Augen nicht adäquat umgesetzt wurde, sondern leider eher oberflächlich, laien- und klischeehaft. Mich hätte sehr interessiert, wie die Autorin recherchiert hat. Dass sie es hat, stelle ich außer Frage, denn zumindest gibt es im Roman einige Ansätze, die das erkennen lassen. Ich hätte mir ein Nachwort gewünscht, mit Hintergrundinfos, vielleicht mit Tipps zu weiterführender Literatur, am liebsten auch eine Stellungnahme der Autorin zum Thema.

Für mich war der Roman eine Enttäuschung, ich kann ihn daher auch nicht weiterempfehlen.