Rezension

Hat mich sehr berührt

Als Mutter verschwand - Kyung-Sook Shin

Als Mutter verschwand
von Kyung-Sook Shin

Bewertet mit 5 Sternen

Manchmal erkennt man den Wert von etwas erst, wenn es nicht mehr da ist. So geht es auch der Familie von So-Nyo Park, nachdem diese bei einem Besuch in Seoul im dichten Gedränge der U-Bahnstation verloren geht. Und wo ihre Kinder auch suchen: Sie bleibt verschwunden.

Dieser Roman ist so schön und so traurig gleichzeitig. Aus der Perspektive der Kinder und des Ehemannes blicken wir auf So-Nyo Parks Leben zurück und versuchen ihr Verschwinden zu begreifen. Dabei löst beispielsweise schon die Erinnerung an einen alltäglichen Streit Reue aus. Warum habe ich Mutter nicht mehr wertgeschätzt? Warum habe ich mich nicht mehr für ihr Leben interessiert? Habe öfter angerufen? Öfter getan, was sie sich gewünscht hat? Die Familie merkt spät, wie wichtig die Mutter und Ehefrau für sie alle war und für wie selbstverständlich sie sie genommen haben.

Bitter ist, dass man sowohl dieses selbstverständliche nehmen, als auch die Selbstvorwürfe der Figuren absolut versteht. Dabei ist auch So-Nyo Park selbst eine Person mit Ecken und Kanten. Ihr Leben lang hat sie hart dafür gearbeitet, dass ihre Kinder es einmal besser haben als sie. Oft wirkt sie unnahbar. Aber wie sie ihre Kinder und diverse andere Leute mit ihrem köstlichen Essen durchfüttert, wie sie ständig, kocht, pökelt, erntet, pflanzt, einlegt und sich selbst über die Sorge für andere fast vergisst, war einfach wunderbar beschrieben.

Die Sprache des Romans ist zwar einfach und schnörkellos aber ich hatte bei lesen ständig Bilder vor Augen. Kyung-Sook Shin schriebt in der „Du“-Perspektive. Das ist erst ein klein wenig gewöhnungsbedürftig, passt sich aber schließlich perfekt in die Handlung ein.

Mich hat dieser Roman sehr berührt. So einfach eigentlich aber auch so ehrlich und bittersüß. Ein wunderbares Buch über Reue, Trauer, Schuld und Liebe. Mal wunderschön, mal tieftraurig.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. Februar 2021 um 22:33

und Arbutili ist die einzige, die es noch gelesen hat? unglaublich.

FIRIEL kommentierte am 24. Februar 2021 um 07:16

Sie ist die einzige, die es noch rezensiert hat. Nicht jeder rezensiert jedes gelesene Buch.

wandagreen kommentierte am 24. Februar 2021 um 08:48

jajaja Firi: das weiß ich.