Rezension

Hazelwoods bisher bestes Buch

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe (signierte Ausgabe) -

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe (signierte Ausgabe)
von Ali Hazelwood

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hat Ali Hazelwood sich vom pikanten Betrugsvorwurf gegen Hans Niemann zu ihrer Schach-Story inspirieren lassen? Sie selbst behauptet, wissenschaftliche Studien zum Gender Gap im Schachsport seien ihre Motivation gewesen.

 Von Hazelwoods „Love, theoretically“ war ich richtig enttäuscht, da sie die Grundidee ihres Debuts einfach immer wieder verwurstete, nicht sehr kreativ (um nicht zu sagen: faul)! Das Thema Schach machte mich aber neugierig, also habe ich gerne zu ihrer neuesten Publikation gegriffen. Mit kleinen Abstrichen ist es Hazelwoods bisher bestes Buch, da sie mal nicht von einer Doktorandin/Studentin, ihrer Mitbewohnerin und dem akademischen love interest berichtet. Die Protagonisten in „Check & Mate - Zug um Zug zur Liebe“ gefielen mir richtig gut; vor allem Schachweltmeister Nolan hat das Zeug zum perfekten, nichttoxischen book boyfriend.

Worum geht’s?

Schach-Wunderkind Malllory „Mal“ Greenleaf versorgt als 18jährige ihre Familie, da ihre Mutter chronisch krank ist (und ihre beiden Schwestern minderjährig). Sie arbeitet als Mechanikerin, während ihre beste Freundin Easton an die Uni geht; die Freundinnen entfernen sich zwangsläufig voneinander, was Mal traurig macht. Mit dem Spiel der Könige hat die Protagonistin seit einem traumatischen Vorfall nichts mehr am Hut, bis die Inhaberin des Schachklubs „Zugzwang“ sie anheuert. Mallory soll auf das heiße Schach-As Nolan Sawyer treffen. Anfangs wehrt sich die bisexuelle Heldin, die sich nur zwanglose Abenteuer erlaubt, gegen die Anziehungskraft. Doch schon bald sprühen die Funken…

Der Roman weicht von Hazelwoods 08/15 Schema ab, er kann mit tollen Figuren & einer wichtigen Message überzeugen. Die Notwendigkeit von (Frauen)Freundschaft wird betont, es gibt Szenen wie aus dem wahren Leben, Geldprobleme, Entfremdung, Traumata. Die Problematik rund um Schach-Wunderkinder wird richtig gut eingefangen. Nicht so gut gefallen hat mir die schematische Zeichnung des Schurken – Malte Koch ist ein (frauenfeindlicher) fieser deutscher Profi. Muss es immer der tricky Teutone sein? Ich finde es gut, dass es sich hier um einen feministischen NA-Roman handelt, aber Hazelwoods Plädoyer für Geschlechtergerechtigkeit ist nicht immer meins. Weniger Holzhammer, mehr Tiefgang, bitte! Neuerdings baut Hazelwood immer Haustiere in ihre Geschichten ein, was eher nervig statt süß ist. Stellenweise wird es mir auch zu albern: „Darcy wendet mir ihren Rücken zu, um in meine Richtung zu pupsen – ihr neues Morgenritual.“ Die Verhaltensweisen pubertierender Geschwister kann man auch anders beschreiben, finde ich. Der Protagonist ist aber eine tolle Figur – ruhig, nachdenklich, nicht frei von Jugendsünden, die sich aber nicht in toxischer Männlichkeit äußerten. Es hat mir gefallen, dass er nicht als weltfremder Nerd porträtiert wurde. Allerdings wäre er auch als „Spargeltarzan“ liebenswert. Wie immer ist Hazelwoods Held ein muskulöser Adonis, was vielleicht nicht realistisch ist.  Ich hätte mir auch mehr Romantik gewünscht, Exposition und Mittelteil nehmen zu viel Raum ein, der Finalteil wird knapp abgehandelt. Schade! Vielleicht wird es eine zweite Erzählung rund um Nolan und Mallory geben? Ich hätte nichts dagegen!

4,5/5