Rezension

Herzensmomente

Was wir sehen, wenn wir lieben -

Was wir sehen, wenn wir lieben
von Kristina Moninger

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Weil du der Letzte bist, an den ich mich erinnere, bevor ich mich fünf Jahre gar nicht erinnere.“

„Was wir sehen, wenn wir lieben“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger. Er erschien im März 2021 im Rowohlt Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Als Teresa nach einem schweren Sturz im Krankenhaus aufwacht, fehlen ihr die Erinnerungen der letzten fünf Jahre. Das Einzige, an das sie sich erinnern kann, ist der Mann, der mit ihr scheinbar nichts mehr zu tun haben will. Doch was ist bloß in den letzten Jahren passiert und wo ist die Teresa geblieben, die es früher einmal gab?

Kristina Moningers Roman beschäftigt sich mit einer Frage, die ich sehr interessant finde. Als Teresa nach ihrem Sturz aufwacht, hat sie eine große Erinnerungslücke und bemerkt, dass sie einfach nicht weiß, wer sie in den letzten Jahren geworden ist. Doch verändert hat sie sich offensichtlich. Nichts von dem, was ihr früher mal etwas bedeutet hat, befindet sich noch in ihrem Leben. Statt Tattoos ist dort eine Galerie, statt einer Beziehung hat sie eine Affäre und Zeichnen tut sie auch nicht mehr. Und obendrein ist der Mann, der immer wieder in ihrer Erinnerung auftaucht, aus irgendeinem Grund schrecklich wütend auf sie… Im Grunde steht Teresa vor einem großen Rätsel und dieses Rätsel ist ihr eigenes Leben. Sie ist gezwungen sich mit ihren Gefühlen, Gedanken und Erinnerungsfetzen auseinanderzusetzen und muss sich gleichzeitig fragen, wer sie eigentlich sein will.

Im Laufe der Zeit erkennt sie, dass sie mit ihrem Leben in den letzten Jahren scheinbar nicht wirklich glücklich war und bemerkt auch, dass sie vieles aufgegeben hat, obwohl es eigentlich ihre Leidenschaft ist. Als sie schließlich den Grund erfährt und ihre Erinnerungen zurückkehren, ist dies ein erneuter Schock für sie, den es zu verarbeiten gilt.

Teresas Entwicklung und ihr Weg zu ihrem „neuen, alten“ Ich hat mir dabei sehr gut gefallen. Die Grundfrage um die sich am Ende alles dreht (ich möchte sie jetzt nicht verraten um nicht zu spoilern), hat mir ebenfalls sehr gut gefallen und erscheint mir sehr wichtig.

Obwohl die Gefühle ich beim Lesen nicht wirklich erreichen konnten, irgendwie fehlte mir etwas, wobei ich das nicht genau benennen kann, habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Die Suche von Teresa nach der Wahrheit ist sehr schön verpackt, der Schreibstil flüssig und an vielen Stellen auch sehr humorvoll. Teresa hüpft von einem Fettnäpfchen ist nächste und ich habe sie schnell in mein Herz geschlossen. Auch Henry gefällt mir sehr gut, die wenigen Rückblicke aus seiner Perspektive schaffen einen guten zusätzlichen Einblick in die Gedächtnislücke von Teresa und ergänzen die sonstige Ich-Perspektive von Teresa sehr gut.

Die Handlungsidee hat mir auch insgesamt sehr gut gefallen und das Lesen fiel mir sehr leicht. Ich habe mich im Roman sehr wohl gefühlt und finde, dass er einige wichtige Botschaften transportiert und nicht nur eine seichte Liebesgeschichte darstellt. Diese kommt aber auch nicht zu kurz und es gibt durchaus einige Schmetterlingsgefühle im Bauch. Ich finde die Story auch wirklich romantisch, denn wenn man sich nach einem solchen Trauma nur noch an einen Mann erinnern kann, dann muss er doch auch der Richtige sein… Oder…?

Mein Fazit: Für mich ist „Was wir sehen, wenn wir lieben“ definitiv ein Wohlfühlroman und gut geeignet für schöne Lesestunden. Ich freue mich sehr auf weitere Bücher von der Autorin und vergebe 4,5 von 5 Sternen.