Rezension

historische Perle mit einem Hauch Übersinnlichem

Grave Mercy 01 - Die Novizin des Todes
von Robin LaFevers

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte spielt im 15. Jahrhundert und vor allem der Einstieg des Buches zeigt uns auf, wie grausam das Mittelalter war. Ismea, durch eine Narbe verunstaltet und zur Aussenseiterin abgestempelt, erlebt eine schwere Kindheit und Jugend mit einem gewalttätigen Vater und wird dann an einen grobschlächtigen Schweinehirten verheiratet. Bevor diese Zwangsehe vollzogen wird, bekommt Ismae Hilfe und flüchtet ins Kloster St. Mortain. Dort erlebt sie erstmals Respekt, so etwas wie ein Familiengefühl und absolviert eine Ausbildung zur Auftragsmörderin. Von dieser Ausbildung bekommen wir als Leser jedoch nicht sehr viel mit, denn hier gibt es im Buch einen Schnitt und wir springen zur 17-jährigen Ismae, die ihren ersten Auftrag erhält.

Robin LaFevers hat zwei wirklich sympathische Protagonisten gezeichnet. Ismae ist trotz - oder wegen - ihrer Vergangenheit eine Kämpfernatur und lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Da sie im Kloster zum ersten Mal akzeptiert wird und die Äbtissin ihr Leben gerettet hat, hinterfragt sie nie die Machenschaften des Klosters. Diese Einstellung ist zu einem Teil sicher etwas naiv, doch für mich auch gut nachzuvollziehen. Ismaes Schwächen und Fehler machen ihren Charakter aber um so realer und sympathischer.

Auch Duval habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Als Leser sieht man wohl etwas schneller hinter seine Fassade und bewundert seine Loyalität und Ehrlichkeit.
"Grave Mercy" kann aber auch mit dem einen oder anderen tollen Nebencharakter aufwarten, allen voran die Bestie.

EIn recht grosser Teil des Buches nimmt die Liebesgeschichte ein. Sobald der männliche Protagonist das erste Mal in Szene gesetzt wird, ist dem Leser klar, wie diese ausgehen wird. Hier ist die Geschichte wirklich sehr vorhersehbar, doch das hat mich überhaupt nicht gestört. Denn wie heisst es so schön: Vorfreude ist die schönste Freude. Und diese Redewendung traf hier für einmal zu.

Vor einiger Zeit hatte ich sehr viele historische Romane. So habe ich mich auf ein Wiedersehen mit diesem Genre gefreut und wurde nicht enttäuscht. Zudem gefiel mir der für einmal etwas andere Handlungsort der Bretagne. Ich fand es spannend, mehr über diese Geschichte zu erfahren, denn von diesen Auseinandersetzungen zwischen der Bretagne und der französischen Krone hatte ich noch nichts gehört.

Robin LaFevers` Schreibstil liest sich flüssig und sie hat den Spagat zwischen historischer und Jugendsprache gut gemeistert. Durch die vielen Geheimnisse und Intrigen brach der Spannungsbogen auch bei der etwas langen Zeit am Hof nicht ab. "Grave Mercy" hat mich wirklich positiv überrascht und ich konnte das Buch erst wieder aus der Hand legen, als die 544 Seiten ausgelesen waren.

"Grave Mercy - Die Novizin des Todes" ist der erste Band einer Trilogie. Das Buch kann aber sehr gut auch als Einzelband gelesen werden, denn es ist in sich abgeschlossen und wartet mit keinem fiesen Cliffhanger auf. Ich für meinen Teil freue mich schon auf die Fortsetzung. Doch da muss ich mich wohl noch etwas in Geduld üben, denn im April 2013 erscheint zuerst einmal das Original unter dem Titel "Dark Triumph".

Fazit:
Wir erleben das Spätmittelalter mit seinem starken Glauben, aber auch Aberglauben. So ist für mich "Grave Mercy" eine historische Perle mit einem Hauch Übersinnlichem. Ein spannendes Abenteuer in dem weder Geheimnisse noch Intirgen fehlen, wird von einer schönen, leisen Romanze und einem Einblick in die Geschichte der Bretagne vervollständigt.