Rezension

Hübsches Cover mit wenig dahinter

Die Jandur-Saga, Band 1: Der Puls von Jandur - Mara Lang

Die Jandur-Saga, Band 1: Der Puls von Jandur
von Mara Lang

Bewertet mit 2 Sternen

Auf »Der Puls von Jandur« bin ich zufällig beim Stöbern nach neuen E-Books gestoßen. Das Cover mit dem Drachen und der wunderschönen Gestaltung zog mich gleich magisch an und dass das Buch bisher ausschließlich gute Rezensionen hatte, sorgte dafür, dass es schnell auf meinem Reader landete. – Nach dem Lesen muss ich aber leider sagen, dass ich ganz anders empfunden habe als die anderen Rezensenten.

Die Geschichte an sich ist dabei eigentlich sehr spannend: Der fünfzehnjährige Matteo bemerkt eines Morgens aus heiterem Himmel, dass er unsichtbar zu sein scheint. Niemand nimmt ihn mehr wahr, seine Klassenkameraden unterhalten sich über ihn, als wäre er nicht im Raum. Was Matteo zuerst für einen schlechten Scherz hält, wird bald bittere Gewissheit: Er ist nicht nur unsichtbar, sondern besitzt gleich gar keinen Körper mehr! Das jedenfalls erzählt ihm Lith, ein Mädchen mit grünen Dreadlocks, das wie aus dem nichts auftaucht und die einzige zu sein scheint, die Matteo noch sehen kann.
Um sich nicht völlig in Luft aufzulösen und seinen Körper wiederzufinden, muss Matteo mit ihr in das Kaiserreich Jandur reisen. Dort erwacht er im Körper des kürzlich verstorbenen Prinzen Khor, der den Auftrag hatte, die Kaiserin zu töten, die das Reich tyrannisiert. Diesen Auftrag soll nun Matteo zu Ende führen, der allerdings gar keine Lust darauf hat, zum Mörder zu werden! Zusammen mit Lith beginnt eine lange und abenteuerliche Flucht quer durch Jandur, an deren Ende Matteo doch eigentlich nur seinen eigenen Körper zurückbekommen will.

Auch die Welt von Jandur fand ich zuerst sehr interessant. Jandur ist eine Fantasywelt mit fernöstlichem Charme und einigen außergewöhnlichen Wesen, die mir so noch nicht in anderen Büchern begegnet sind. Auch die verschiedenen Orte, die Matteo im Laufe der Geschichte besucht, sind sehr ideenreich gestaltet.
Mit der Zeit entwickelte sich die Geschichte aber zunehmend in eine Richtung, die ich einfach schon zu oft gelesen habe: Matteo als der Auserwählte, der eine besondere Kraft besitzt und die Welt retten soll. Die anderen – Lith, Lord Nador, die Kaiserin –, die jeweils ihre eigenen Ziele verfolgen und dabei natürlich nicht danach fragen, was Matteo möchte. Dass Matteo und Lith nicht lange nur Freunde füreinander bleiben und dass am Ende alles anders ist, als es am Anfang scheint, war ebenfalls keine Überraschung.

So fand ich das Geschehen zeitweise wirklich langweilig, obwohl Matteo die ganze Zeit auf der Flucht ist und immer etwas passiert. Dazu kommt, dass die Handlungen und Gedanken von Matteo für mich oft nicht nachvollziehbar waren. Teilweise ändert sich die Stimmung schlagartig von einer Zeile zur anderen ohne wirklich erkennbaren Grund, und wo sich Matteo und Lith eben noch geküsst haben, schreien sie sich plötzlich an und umgekehrt. So empfand ich die Liebe zwischen den beiden und später auch die plötzliche Zuneigung Matteos zu Lord Nador als wenig glaubwürdig.

Die meisten Charaktere in der Geschichte waren mir darüber hinaus ziemlich unsympathisch. Matteo als Hauptfigur empfand ich vor allem als langweilig. In der kurzen Sequenz am Anfang wird er von seinen Klassenkameraden als Macho und Angeber dargestellt, in Jandur ist er das ganze Gegenteil davon. Am unsympathischsten von allen war mir aber Lith. An sie kam ich einfach nicht heran und auch ihr Motiv hatte ich viel zu schnell durchschaut.

Insgesamt war mir die Geschichte zu oberflächlich. Der Schreibstil wirkte auf mich oft platt, an vielen Stellen ging mir das Geschehen zu schnell, während es besonders gegen Ende in lange Erklärungsdialoge ausufert, die dann plötzlich noch schnell alle offenen Fragen klären müssen.

Das Ende an sich war dann wieder spannend und offen genug, um Neugier auf den zweiten Band der Jandur-Saga zu wecken. Leider war es hier aber schon zu spät, um mich noch überzeugen zu können.

So vergebe ich zwei Sterne für die interessante Welt von Jandur, die Mara Lang für mich aber leider nicht richtig zum Leben erwecken konnte.