Rezension

Humor für Italienkenner - Schwer (be)greifbar

Erben auf Italienisch - Piersandro Pallavicini

Erben auf Italienisch
von Piersandro Pallavicini

Bewertet mit 2 Sternen

Unsympathische Charaktere, derber (Nicht-)Humor mit immerhin unerwarteter Auflösung - vorwiegend für Italienkenner.

Cover:
Das Cover zeigt einen Kellner, der auf Schlittschuhen und einem Tablett mit Alkoholgetränken übers Eis läuft. Im Hintergrund sind schneebedeckte Berge zu sehen. Es macht neugierig und suggeriert eine italienische Komödie mit Slapstickhumor.

Inhalt:
Der mittlerweile als Schmierkäsefabrikant zu Reichtum gekommene Alfredo lädt seinen Sohn Rogoredo und seine Tochter Carla samt Familie und Carlas bester Freundin Paola, genannt "Ottolina" nach Italien in sein Haus ein. Grund: er ist unheilbar krank und möchte mit beiden über ihr Erbe sprechen.

Mein Eindruck:

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Carla geschrieben und in der Gegenwartsform. D. h. der Leser erlebt alles direkt aus ihrer Perspektive mit. Dazu gehören (leider) auch ihre wechseljahrbedingten Gefühlsschwankungen und Gedanken. Carla musste ihr Leben lang hinter dem Bruder zurückstecken, auch beim Erben soll sie deutlich den geringeren Anteil erhalten. Sie selber hat sich größtenteils mit dieser Rolle abgefunden, ihre Freundin wird vom Vater permanent gehänselt und mit seltsamen Spitznamen betitelt, was beiden Frauen aber nichts auszumachen scheint.
Überhaupt mutet der gesamte Umgang der Charaktere etwas seltsam an. Es herrscht nach meinem Gefühl ein sehr derber Umgangston, bei denen Schimpfwörter oder seltsame Kosenamen wie Trottel oder Bulldogge zum Alltag dazu gehören.

Der Vater, Alfredo ist ein Mann von heftigen Späßen und Streichen, die ich ebenso wenig wie den Umgangston als lustig empfunden habe. Nur stellenweise entlockte mir der Roman ein Schmunzeln.

Auch von dem in vielen Kritiken beschriebenen Sprachwitz und italienischer Komik habe ich wenig im Buch erfahren dürfen. Es gibt viele Anspielungen auf italienische Filme, Comicserien und Prominente, mit denen man aber als nicht Italiener oder nicht Italienkundiger kaum etwas anfangen kann.

Die Geschichte lässt sich im Groben in 4 Abschnitte einteilen, es wird dabei abwechselnd vom Italienaufenthalt beim Vater und von Carlas späterer Londonreise erzählt. In Rückblenden erfährt der Leser nach und nach etwas aus Carlas Kindheit, wodurch sich nach und nach die Charaktere besser erschließen lassen.

Unter einer italienischen Komödie hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, mehr Spritzigkeit und der Sprachwitz ist vermutlich größtenteils durch die Übersetzung nicht herausgekommen.

Überhaupt habe ich besonders anfangs einen roten Faden vermisst, man wusste nicht ganz, worauf es hinauslaufen soll. Auch ein durchgehender Spannungsbogen wird nicht aufgebaut. Mal passiert viel Skurriles auf einmal, dann plätschert der Roman vor sich hin. Am Anfang wollte ich das Buch abbrechen, da mir weder Charaktere noch Handlung gefallen haben.
Doch dann wird es nach und nach besser, es geschehen in der Mitte des Buches und gegen Ende doch noch unerwartete Wendungen und das Ende versöhnte mich dann etwas.

Fazit:
Unsympathische Charaktere, derber (Nicht-)Humor mit immerhin unerwarteter Auflösung-vorwiegend für Italienkenner.