Rezension

Komödie mit "Biss"

Erben auf Italienisch - Piersandro Pallavicini

Erben auf Italienisch
von Piersandro Pallavicini

 

Ebenso exaltiert wie das Buchcover präsentiert sich dieser Roman.

Immerhin könnte sich Alfredo Pampaloni, ein in die Jahre gekommener, herrischer Unternehmer, der mit der Fabrikation von Käse reich geworden ist,  einen Schlittschuh laufenden Butler leisten, der ihm seine täglichen Drinks auf dem Eis serviert. Vermögend und exzentrisch genug ist er.

Seine liebsten Erinnerungen drehen sich  -  nicht um seine Ehefrau und Kinder, nein, sondern um seinen exklusiven Bekanntenkreis der 60er Jahre. Wie er gern erzählt, pflegte Alfredo Umgang mit bekannten Schauspielern und Filmregisseuren, deren Namen aus einschlägigen Illustrierten bekannt sind; auch sein Idol, der Playboy Gunter Sachs, war darunter.

Nun, 80jährig, lädt das Familienoberhaupt seine Kinder und deren Familien in den  abgelegenen kleinen Bergort Solària ein, um mit ihnen einige Tage in dem extravaganten Ferienhaus zu verbringen und beim Notar sein Vermächtnis zu hinterlegen. Anwesend sind seine als Wissenschaftlerin erfolgreiche Tochter Carla mit ihrem Sohn und ihrer Freundin, und ihr Bruder Rogeredo, Galerist und stets auf seinen Vorteil bedacht, mit seiner englischen Frau und den Zwillingssöhnen.

Mit boshaftem Humor erzählt Autor Piersandro Pallavicini aus Carlas Sicht von dem Familientreffen, das unter Alfredos selbstherrlicher Leitung böse Überraschungen bereithält. Salopp geschrieben, aber immer präzise formuliert,  verpackt der Roman seine bissige Kritik an den „Schönen und Reichen“ in Satire. Auch das Bild der heilen Welt der italienischen Familie wird systematisch zerpflückt. Hier herrschen Neid und Misstrauen, Geld ist verschwunden und es gibt geheimnisvolle geschäftliche Transaktionen.

Ist der alte Patriarch, der selbst absolut nicht zimperlich ist in der Wahl der Mittel, seine Mitmenschen zu brüskieren und bloßzustellen, eher Held oder tragische Figur?

In filmreifen, teilweise grotesken Episoden eilt die „commedia italiana“, wie der Romantitel im Original lautet, in rasantem Tempo auf ihren Höhepunkt zu und wartet zum Schluss noch mit einer Überraschung auf.

Eine italienische Komödie mit „Biss“!