Rezension

(Ich hab heute) Nichts versäumt...

Zu den Elefanten -

Zu den Elefanten
von Peter Karoshi

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eine Reise zu sich selbst - auf einer Route voller Geschichten und Erinnerungen. Ein diffuser Schwebezustand hat sich in Theos Leben festgesetzt und der Kulturwissenschaftler fragt sich, ob es sich dabei um einen Übergang oder endgültigen Stillstand handelt. Sollte das Ziel ein geglücktes Leben sein, wird er die Beziehung zu Anna, seiner Frau, und seinem Sohn Moritz ändern müssen. Da könnte es sich anbieten, eine Vater-Sohn-Reise zu machen, entlang des Wegs, auf dem der spätere Kaiser Maximilian II. den Elefanten Soliman vor Jahrhunderten vom Mittelmeer nach Wien brachte. So soll es auf der gleichen Route, dieses Mal in umgekehrter Richtung, von Österreich über Südtirol bis nach Genua gehen. Doch schnell steht das seltsame Gespann vor großen Problemen. Scheinbar in sich selbst verloren und an der Gegenwart verzweifelnd, erzählt Theo in Tagebuchform von einer Reise in das Wissen, dass es die Vergangenheit, Erinnerungen und das Gedächtnis sind, die die Gegenwart tragen. Eine Reise, die eine dramatische Wendung nimmt und durch die der Erzähler erkennt, dass ein Leben ein langer Fluss aus Erklärungs- und Beobachtungsversuchen ist und man sich zuerst verlieren muss, wenn man zueinander finden will. Eine Novelle, die in ihrer Mischung aus Präzision und traumwandlerischen Atmosphäre den Ton von Musils »Drei Frauen« in die Gegenwart übersetzt.

Theo ist weder mit seiner Familie, noch mit seinem ganzen Leben zufrieden; er fühlt sich festgefahren. Um sein Leben irgendwie zu retten, macht er eine Reise mit seinem 9-jährigen Sohn Moritz. Ihr Weg führt sie auf die Spuren des Elefanten Soliman, zusammen mit Maximilian II. Doch von Beginn an läuft vieles an dieser Reise schief.

Das Cover passt nicht nur perfekt zum Titel des Buches und zum Buch selbst, sondern ist auch wunderbar gelungen.

Die Erzählweise ist durch seine melancholische - teilweise tiefblickende, emotionale - Art, die definitiv literarisch-ausschweifende Züge zeigt, ausgezeichnet.

Die Charaktere und Orte werden wunderbar bildhaft beschrieben.

So kam ich auch gut in die Geschichte rein, die allerdings bald skurril und absurd wurde. Dies wuchs über das ganze Buch exponentiell an. So wird der 9-jährige Moritz von anderen immer um 10 Jahre älter geschätzt, während sich seine Eltern nur peripher Sorgen um ihn machen bzw. ihn suchen. Und dass dann dieser 9-Jährige ohne Geld tagelang weiterwandert, ohne wirklich gesehen zu werden ist einfach so surreal, dass mich das Buch höchstens über soviel Unsinn noch ärgerte. Ebenso als der Notarzt, der bei Theo eine Dehydratation diagnostiziert, ihn gleichzeitig zum Erbrechen bringen will.

Auf der Reise erlebt Theo (teilweise mit Moritz) viele Situationen, die teilweise auch aktuell sind und zum Nachdenken anregen. Allerdings werden diese Szenen auch von Mal zu Mal überspannter und wahnwitziger.

So sind v.a die Reaktionen von Theo in keiner Situation nur ansatzweise nachvollziehbar.

Dass das ganze dann irgendwie logisch zu Ende gebracht wird, lässt nur einen Schluss zu, den ich hier aber nur indirekt in meiner Überschrift "spoilern" möchte.

Die wirklich großen Szenen, die Novellen (wie z.B. auch Musil, der ja im Klappentext erwähnt wird) ausmacht und die zum Nachdenken anregen, sucht man in diesem Buch leider vergebens.

Fazit: Absurd-skurrile Geschichte, die zwar logisch zu Ende erzählt wird, aber trotzdem sehr abwegig ist. 2,5 von 5 Sternen