Rezension

Ich würde es immer wieder lesen!

Das Schattenhaus - Mascha Vassena

Das Schattenhaus
von Mascha Vassena

Bewertet mit 5 Sternen

Pechschwarze Wolken über einem Paradies - das Cover lässt schon vermuten, dass es sich nicht um eine durchweg heitere Erzählung handelt.

~~Doch worum geht es?
Wer hätte nicht gern eine Villa in einem verträumten Bergdorf im Tessin? Als Anna nach dem Tod ihrer Mutter zufällig über ihr Erbe stolpert, ist sie hin und hergerissen. Denn ihre Mutter hat einige Geheimnisse mit ins Grab genommen und Anna vermutet die Wahrheit im Tessin. Doch nicht genug, dass sie von heute auf morgen Eigentümerin einer Villa wird, nein sie ist auf einmal alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen Mädchens, das mitten in der Pubertät steckt. Da Anna bei der Geburt zu jung war, nahm ihre Mutter das Kind auf, nun muss sie in die Mutterrolle schlüpfen. Und natürlich ist die Mutter-Tochter-Beziehung nicht gerade besonders harmonisch. Doch auch die Villa birgt etwas Geheimnisvolles, nicht zuletzt die alte Dame, die noch auf dem Dachboden wohnt und sich nicht sehen lässt. Anna versucht das Haus wieder wohnlich zu gestalten und geht dabei den Geheimnissen und der Vergangenheit ihrer Mutter auf den Grund. Schnell findet sie Freunde und Helfer, doch meint es jeder wirklich gut mit ihr und ihrer Tochter?

Meine Meinung:
Ich habe mich sehr gefreut, als ich den Roman vom Piper Verlag zugeschickt bekam, denn mich hatten Cover und Klappentext gleich neugierig gemacht. Und sie versprechen nicht zu viel!
"Eine geheimnisvolle Villa, ihre tragische Geschichte und ein dunkles Familiengeheimnis", treffender kann man es nicht beschreiben.
Obwohl es kein Krimi ist, finde ich das Buch sehr spannend und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Sprachlich gefiel es mir ebenfalls sehr gut, der Lesefluss wird an keiner Stelle unterbrochen, langatmige Passagen gibt es nicht.
Manches war vielleicht ein wenig vorhersehbar, jedenfalls nicht überraschend, das holt das Finale aber wieder heraus.

 Die Personen wurden mir fast alle schnell sympathisch und vertraut.
Anna ist auf der Suche nach ihren Wurzeln, der Wahrheit und einer Geschichte, die ihre Mutter nie preisgeben wollte. Außerdem muss sie die Beziehung zu ihrer Tochter auf die Reihe bekommen. Da diese bis zu ihrem achten Lebensjahr Anna für ihre Schwester und die Oma für ihre Mutter gehalten hat, kann man sich vorstellen, dass die Zusammenführung der Beiden nicht auf Anhieb funktioniert. Anna muss von jetzt auf gleich in die Mutterrolle schlüpfen und sich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.
Dabei kreuzt sich ihr Weg immer wieder mit dem des Bürgermeisters Daniele Solca. Ein attraktiver Mann, der Anna gefällt. Schon bald beginnt es zu Knistern, doch "mehr" wird erst einmal schwierig, denn bei ihren Nachforschungen findet die junge Frau schnell zahlreiche Hinweise, die alles noch komplizierter machen könnten.
Auch von der alten Dame, die auf dem Dachboden lebt und von den Bewohnern im Dorf nur "die Deutsche" genannt wird, erfährt man einiges. Sie hat eine tragische Vergangenheit und man ist sich nicht sicher, soll man Mitleid haben? Mir war diese Person immer sehr unheimlich und als einzige aus dem Buch auch unsympathisch.
Erzählt wird in zwei Handlungssträngen (heute und damals).

 Ich kann Euch diesen Roman wirklich sehr empfehlen. Die 320 Seiten vergehen wie im Fluge, wenn man einmal angefangen hat. Und trotz der  manchmal tragischen Umstände, kommt sogar ein wenig Urlaubsstimmung auf.
Eine sehr berührende Familiengeschichte, die einen nicht so schnell loslässt und die zeigt, wie schnell ein einziger Augenblick im Leben eines Menschen, sein weiteres Leben und die Leben vieler anderer Menschen prägen und bestimmen kann. Was wäre gewesen, wenn dieses eine Ereignis nicht passiert wäre? 

Eine Tragödie mit weit reichenden Folgen und vielen Fragen. Dieses Buch wird jedem gefallen, der gerne spannende Bücher mit Hintergrund liest und keine blutigen Horror-Thriller braucht.