Rezension

Interessanter erster Teil

Spiegelkind - Alina Bronsky

Spiegelkind
von Alina Bronsky

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Handlung ist relativ überschaubar:

Juli ist 15 Jahre alt, ihre Eltern haben sich scheiden lassen, sie hat zwei jüngere Geschwister, Zwillinge. Plötzlich verschwindet ihre Mutter, scheinbar wurde sie entführt, doch weder die Polizei noch die Familie kümmert sich groß darum.

Zur gleichen Zeit lernt sie auf ihrer Elite-Schule das Mädchen Ksü kennen, sie ist anders, sie ist seltsam, sie ist nicht „normal“.

Jetzt wird es interessant, denn Juli lebt in einer normalen Gesellschaft, mit normalen Leuten, normalen Berufen und „normalen“ Umgangsformen. Hier ist Juli aufgewachsen und das erklärt wohl auch ihre teilweise überzogene naive Art, die ich oft unpassend fand.

Anfangs war ich etwas enttäuscht über die etwas in die Länge gezogene Handlung, da es irgendwie nicht weiterging – der Fokus ist hauptsächlich auf die Einführung in die Gesellschaftsform ausgerichtet, die wiederum sehr interessant ist.

Nach und nach erfährt Juli nämlich, dass ihre Mutter eine Phee ist, ein „phantastisches“ Wesen, das die normalen Menschen fürchten und nur als Schimpfwort in den Mund genommen wird. Jetzt versteht Juli auch, warum die Eltern ihres Vaters und auch ihr Vater selbst regelrecht froh sind, dass ihre Mutter weg ist.

Neben den „Normalen“ gibt es aber auch die „Freaks“, die auffällig sind, mit bunten Haaren, schmuddeligen Klamotten und die getrennt von den Normalen in eigenen Vierteln leben und ausgegrenzt werden.

Erschreckend, dass diese fiktive Gesellschaft unserer gar nicht so unähnlich scheint.

Die Idee an sich hat mir sehr gut gefallen, aber es fehlt mir etwas an Informationen, gerade, was die Pheen angeht – ihre Rolle in dieser Welt ist nicht richtig greifbar. Es gibt viele Andeutungen, die, wie ich hoffe, in den Folgeteilen noch aufgeklärt werden. (Gerade die Vorstellung von den Quadren und den Wäldern fand ich genial, hoffe sehr, dass das noch genauer definiert wird)

Dass kein bestimmter Ort oder eine bestimmte Zeit, in der diese Geschichte spielt, angegeben wird, finde ich gut. So kann sich jeder Leser selbst reinfinden und es dort spielen lassen, wo es ihm gefällt – es kann überall auf der Welt sein.

Trotz dem ich die Handlung gestreckt fand, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Schade, das Julis Freunde, das Mädchen Ksü und dessen Bruder Ivan zu kurz gekommen sind – obwohl der wichtigste Satz des Buches, wie ich finde, von Ivan kam, nämlich seine Meinung zu der geteilten Gesellschaft: das alle einfach „nur“ Menschen sind.

Sehr interessantes Thema, überschaubare Handlung, zu wenig Hintergrund und zu viele Andeutungen. Ich hoffe, dass sich im zweiten Teil einiges aufklärt :)

© Aleshanee

Teil 2: Spiegelriss