Rezension

Interessanter historischer Frauenroman, der im frühen Amerika spielt

Die englische Freundin - Tracy Chevalier

Die englische Freundin
von Tracy Chevalier

Ein ruhiges Buch, das einen realistischen und faszinierenden Einblick in das frühe Amerika im 19. Jahrhundert gewährt.

Inhalt

Die Protagonistin und Quäkerin Honor wurde daheim in England von ihrem Verlobten für eine andere sitzen gelassen, noch dazu für eine "Nicht-Freundin", also eine Frau, die nicht der Glaubensgemeinschaft der Quäker angehört. Honors Schwester wandert nach Amerika aus, um dort zu heiraten und kurzentschlossen entschließt sich Honor, all die Schmach hinter sich zu lassen und ihre Schwester zu begleiten.

Die Reise ist beschwerlich und Amerika doch ganz anders. Honor bleibt nichts anderes übrig als sich durchzukämpfen und sie lernt so einige Leute kennen. Zudem begegnet sie flüchtigen Sklaven und ist bald vor die Frage gestellt, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten soll. Ihr Glaube gebietet ihr nämlich, diesen zu helfen, doch das Gesetz verbietet es.

Meine ausführlichere Meinung

Die Erzählweise ist schnörkellos, klar und realistisch, ja, meist sogar recht nüchtern. Dennoch ist mir Honor ans Herz gewachsen, auch wenn mir viele Bräuche der Quäker fremd waren und ich manche Sichtweisen einfach nicht nachvollziehen konnte.

Honor ist eine äußerst geschickte Näherin, ihre Leidenschaft ist das Quilten - also das Nähen von Quilts. Auf die Art und Weise der Quilterstellung sowie Unterschiede der amerikanischen und englischen Quilts wird im Detail eingangen, was für mich als Nichtnäherin zwar durchaus interessant war, aber doch etwas zu viel Raum im Roman eingenommen hat. Man merkt, dass die Autorin sich hier gut auskennt, aber dennoch hätte ich nicht jeden besonderen Stich derart ausführlich geschildert gebraucht.

Faszinierend war jedoch, wie das Miteinander und die Beschwerlichkeiten, die ein Leben auf dem Lande in Amerika mit sich brachten, geschildert wurden. Auch die verschiedenen Positionen zur Sklavenfrage kommen hier gut zur Geltung sowie die Rolle der Frau.

Honors Lebensweg ist kein einfacher, aber dennoch ist ihr das Glück hold und sie trifft Menschen, die sich ihrer annehmen. Es gibt durchaus auch Verluste, die für manch einen vielleicht zu kühl geschildert werden. Aber ich denke, die Sterblichkeitsraten waren damals einfach viel höher und Honor in ihrem Glauben so gefestigt, das man ihr auf keinen Fall eine Gefühlskälte unterstellen sollte.

Von ihren eigentlichen Empfindungen erfährt man meist nur in Briefen, die sie an ihre Freunde und Familie in der Heimat schickt.

Alles in allem war das Buch schön zu lesen, aber irgendwie hat es leider doch keinen allzu großen Eindruck bei mir hinterlassen. Es fehlte irgendwie das Besondere für mich.

Fazit

Für Freunde historischer Frauenromane absolut empfehlenswert, auch wenn es für mich keine Lektüre ist, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.