Rezension

wunderschön erzählt

Die englische Freundin - Tracy Chevalier

Die englische Freundin
von Tracy Chevalier

Bewertet mit 4 Sternen

Gerade habe ich das neue Buch von Tracy Chevalier " Die englische Freundin " geschlossen und bin mit meinen Gedanken noch bei der Protagonistin Honor, einer jungen Quäkerin, die den Weg in die " Neue Welt " gewagt hat und sich zur Zeit des Abolitionismus (Abschaffung der Sklaverei )ein neues Leben aufbaut.
Nachdem ihr Verlobter in England ihre Verlobung gelöst hat, sieht Honor keinen anderen Weg, als mit ihrer Schwester Grace die Überfahrt nach Amerika zu wagen. Ihre Schwester ist dort einem Mann versprochen, der in einer neu entstandenen Quäkergemeinde lebt und ein Tuchgeschäft führt. Doch ihre Schwester stirbt auf der Überfahrt an Gelbfieber und Honor kommt bei Belle, einer Hutmacherin, unter, die in ihrem Haus entflohene Sklaven versteckt. Gleichzeitig fühlt sie sich von Belles Bruder Donovan angezogen, der einer der schlimmsten Sklavenjäger der Gegend ist. Dies mit ihrem Quäkersein in Einklang zu bringen, gelingt ihr aber nicht. Sie heiratet, nachdem sie bei ihrem Schwager nur mit Unwillen aufgenommen wurde, Jack, der einen großen Bauernhof mit Milchvieh hat. Auch dort trifft sie auf Widerstand, was ihre Hilfsbereitschaft den Schwarzen gegenüber betrifft. Hin und hergerissen zwischen ihrer Familie und der Underground Railroad, einer Organisation, die Schwarzen bei der Flucht hilft, muss Honor eine Entscheidung treffen.

Tracy Chevalier hat eine wunderschöne, ruhige Art zu erzählen. Die Beschreibung ihrer Protagonistin Honor, ist ihr wunderbar gelungen. Die Zerrissenheit ihrer Gefühle, zwischen der Überzeugung dem Unrecht entgegentreten zu müssen und ihrer Abhängigkeit der Familie gegenüber, wurden gut und nachvollziehbar beschrieben. Aber auch die Erkenntnis, dass sie sich bei ihren "Freunden" unverstanden fühlt, werden gut transportiert. Auch das harte Leben der Siedler, hier insbesondere der Quäker, die jedes Jahr wieder um ihre Existenz kämpfen und den Gegebenheiten der Natur ausgesetzt sind und dem Thema Quilten, widmet die Autorin viel Zeit. Für mich entstand beim Lesen des Buches ein Kopfkino und ich konnte mich wunderbar in die Mitte des 19. Jahrhundert in Amerika hineinversetzen.

Am Ende des Buches ist noch eine Erklärung der verschiedenen Begrifflichkeiten angehängt, sodass einem Unverständlichkeiten nicht den Lesespaß verderben.

Mir hat diese neue Buch von Tracy Chevalier wieder gut gefallen und freue mich auf weitere Bücher von ihr.