Rezension

Kalmanns Demontage

Kalmann und der schlafende Berg -

Kalmann und der schlafende Berg
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 2 Sternen

Seit Kalmanns Begegnung mit dem Eisbären hat sich einiges verändert. Seine Mauser wurde eingezogen, und aus dem stolzen Sheriff von Raufarhöfn ist ein zahnloser Hai geworden. Apropos Hai, mit dem Fischen ist auch Schluss, hat man ihm verboten, seit sein Großvater gestorben ist. Mittlerweile lebt er bei seiner Mutter, die allerdings mit seiner Versorgung überfordert ist, und arbeitet als Einkaufswageneinsammler in einem Supermarkt. Ein Tag ist wie der andere, bis eine Einladung seines amerikanischen Vaters die Monotonie unterbricht. Er möchte seinen Sohn endlich kennenlernen, weshalb ihn Kalmann in Virginia besuchen soll. Klar, dass er Feuer und Flamme für diesen Vorschlag ist, lenkt ihn die Vorfreude doch auch von der Trauer um seinen toten Opa ab.

Soweit die Ausgangssituation in „Kalmann und der schlafende Berg“, und wesentlich weiter möchte ich wegen Spoilergefahr auch nicht auf die Handlung eingehen. Nur so viel, dieser Amerikabesuch hat es aus verschiedenen Gründen in sich, insbesondere Kalmanns Beteiligung an einem denkwürdigen Ereignis der amerikanischen Gegenwart. Eine Passage, die bei mir ungläubiges Kopfschütteln verursacht hat. Hätte man sich sparen können, wie so manchen hanebüchenen Handlungsfaden in diesem Band.

Im Gegensatz zu dem leise erzählten Vorgänger mit den großartigen Naturbeschreibungen Nordislands, setzt der Autor diesmal auf eine konstruierte und maßlos überzogene Story, die unterm Strich eher eine Parodie ist und über weite Strecken ins Groteske abdriftet. Und Kalmann, den wir als liebenswerten und grundehrlichen Zeitgenossen mit gewissen Einschränkungen kennengelernt haben, wird zu einem tölpelhaften Naivling degradiert, geradezu vorgeführt, der nicht davor zurückschreckt, auch gewalttätig gegenüber seiner Mutter zu werden. Och nö, das hat dieser isländische Parzival doch wirklich nicht verdient.

Konnte mich leider nicht überzeugen.