Rezension

Neues von Kalmann

Kalmann und der schlafende Berg -

Kalmann und der schlafende Berg
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt Neues von Kalmann, dem selbsternannten Sheriff von Raufarhöfn. Im Herbst 2020 habe ich ihn kennengelernt, diesen liebenswerten jungen Mann, bei dem die Räder manchmal rückwärts laufen.

Der Autor verrät, dass er gar nicht vor hatte, eine Fortsetzung von Kalmanns Geschichte zu schreiben, aber wie es manchmal so zugeht im Leben, kam der Sturm aufs Kapitol im fernen Washington D.C. dazwischen. Die Bilder im Netz zeigen einen jungen  Mann mittendrin im Gewühl, in seinem Rucksack steckt eine isländische Fahne - es könnte Kalmann gewesen sein. Und da der sowieso endlich seinen Vater in Amerika kennenlernen will, könnte es gar nicht besser passen. Es ist so einiges los da drüben, sogar das FBI verhört ihn. Dabei stellt sich heraus, dass sein Großvater nicht nur Haie verarbeitet hat, er steht als Spion auf der schwarzen Liste. Nun kann er aber aus dem System genommen werden, er ist ja tot. Jetzt endlich, nach 36 Jahren, ist er bei Großmutter, die – so schlussfolgert Kalmann auf seine kindlich-naive Art - bestimmt sauer ist, weil er so lange auf sich hat warten lassen. 

„Kalmann und der schlafende Berg“ knüpft an das erste Buch „Kalmann“ an, man sollte es schon gelesen haben. Denn da lernt man ihn kennen - seine arglose Sichtweise, seine Einfältigkeit, seine etwas verschrobene Weltanschauung. Joachim B. Schmidt gelingt es, das Geschehen um dem Sturm aufs Kapitol mitsamt dem damaligen Präsidenten als Antriebsfeder in Kalmanns  Unbedarftheit wiederzugeben.

„Er ist zwar geistig nicht so ganz auf der Höhe aber so einigen Mitmenschen haushoch überlegen in seiner Geradlinigkeit, seiner Aufrichtigkeit.“ Im ersten Buch war ich ihm gefühlt näher, er war der Held, er war präsent in seiner kleinen Welt. Hier spielt das Weltgeschehen zu sehr mit hinein, Kalmann hat für mich nicht immer in diese Rolle gepasst.  

Viel hat unser Held erlebt, von seiner amerikanischen Familie hat er irgendwann genug, viel lieber ist er wieder daheim in seinem Raufarhöfn, da passt er auch sehr viel besser hin. Auch wenn er sich manchmal so viele Gedanken zugleich macht, dass es sich wie ein Feuerwerk anfühlt: „Wenn der Kopf explodiert und die Fischsuppe überläuft, ist das unangenehm.“ Aber so ist es nun mal, wenn man Sheriff ist. Korrektomundo.