Rezension

Keine Zeit zum Aussteigen

Tannenglühen - Petra K. Gungl

Tannenglühen
von Petra K. Gungl

Bewertet mit 5 Sternen

Wien Anfang Dezember. Kanzleisekretärin Samira Dinic findet in der Früh ihres neues Arbeitstages einen ihrer Chefs, Dr. Siegfried Fürstenstein, erdrosselt im Besucherzimmer. Anscheinend wollte er gerade den großen Tannenbaum schmücken. Nun schlängelt sich die Lichterkette nicht um den Baum sondern um seinen Hals.

Strafverteidigerin Dr. Franziska Ferstl wollte sich nach ihrer überstandenen schweren Krankheit Ende des Jahres aus ihrem Arbeitsleben in der Kanzlei zurückziehen und sich in den Süden verabschieden. Da nun ihr langjähriger Kollege und Freund Dr. Maximilian Frank des Mordes an seinem Compagnon verdächtigt wird, stellt sie ihre Pläne zurück und greift voll in die Suche nach dem Mörder ein. Bei ihren Ermittlungen deckt sie eine Liebesaffäre auf, stößt auf dubiose Schwarzgeldgeschäft mit verschiedenen Russen, für die Kanzlei untragbare Offshore Geschäfte und die raffgierigen Ehefrauen ihrer Geschäftspartner. Als dann bei ihrer Nichte Martina auch noch eine Krankheit auftaucht, die noch bestimmt werden muss, gerät auch die taffe und sonst so starke Franziska hart an ihre Grenzen.

Die fast 60-jährige Frau Dr. Franziska Ferstl, Strafvereidigerin, fährt eine Harley Davidson "Rosinante", braucht wenig Lippenstift und Wimperntusche und auch sonst verbindet mich einiges mit ihr, was sie mir sehr sympathisch macht. Sie ist eine starke taffe Frau, die manchmal etwas arrogant rüber kommt, auch mal laut werden kann, die aber auch ihre schwachen, sehr verletzlichen Seiten hat. Gerade das macht sie so authentisch.

Auch die anderen Charaktäre mit vielen Ecken und Kanten, manche sehr sympathisch wie Franziskas Schwester Gerti und ihre Tochter Martina "Tichen" und Ari vom Motorradshop; oder unsympathisch und nur auf sich bedacht wie Maximilians Frau Bianca, die Fürstin oder der Russen-Boss und sein Gehilfe. Sehr gut hat mir auch die durch ihre Verliebtheit entstandene positive Verwandlung der jungen Sekretärin Nathalie gefallen.

Spannung macht sich ab der ersten Seite breit, hält ihren Bogen gespannt um dann beim Showdown nochmals anzusteigen. Ich konnte sehr gut mit fiebern und mit ermitteln, hatte für mich bald einen Täter parat. Aber es kam dann doch so ganz anders als ich es erwartet hatte.

Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Besonders mit dem junge Anwalt Kurt Thesch, ein echtes Schnuckelchen, der sich mit Franziska die Tätersuche zur Aufgabe gemacht hat und sie tatkräftig unterstützt, kann Franziska sich manchmal vor Lachen nicht halten.

Obwohl es ein Krimi ist, der um die Weihnachtszeit spielt, ist von kurzen Gastspielen von der Vorweihnachtszeit nicht viel zu spüren. Dies mag auch an den konzentrierten Ermittlungen liegen, die keine andere Ablenkung zulassen.

Toll finde ich die Rezepte im Nachgang zur Geschichte. An den Eierlikörkugeln, die Tinchen gemacht hat, werde ich mich auf alle Fall mal versuchen.

Ein interessanter, facettenreicher und tiefgründiger Krimi, bei dem mir das Lesen großen Spaß gemacht hat.