Rezension

Kindeswohl

Kindeswohl - Ian McEwan

Kindeswohl
von Ian McEwan

Bewertet mit 5 Sternen

Fiona ist Richterin am Londoner Familiengericht. Neben Sorgerechtsfällen und Scheidungen geht es bei ihren Entscheidungen hin und wieder buchstäblich um Leben und Tod. So auch beim 17-jährigen Adam. Als Zeuge Jehovas lehnen er und seine Eltern Bluttransfusionen ab. Seine schwere Leukämieerkrankung macht eine solche aber lebensnotwendig. Nun muss Fiona entscheiden was schwerer wiegt: Der explizite Wille eines fast volljährigen Jungen, der bereit ist, für seinen Glauben zu sterben oder der Wunsch der Ärzte, eine harmlose Behandlung durchzuführen, die sein junges Leben rettet.

Ich bin in der Regel kein Freund von Gerichtsverhandlungen in Romanen. Hier allerdings fand ich es einfach nur spannend! Sagt einem doch eigentlich der Verstand, dass es ein Unding ist, sein eigenes Leben oder das seines Kindes aus Glaubensgründen zu riskieren. Aber dann argumentiert der Verteidiger so gekonnt, dass man am Ende nicht sicher sein kann, welche Entscheidung Fiona treffen wird. Doch nicht nur die Gerichtsverhandlung spielt hier eine Rolle, auch Fionas Privatleben ist lebendig und anschaulich geschildert. Eine kluge und manchmal etwas hart wirkende Frau, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte.

„Kindeswohl“ ist ein kurzer und intensiver Roman, für Leser, die einen Roman schätzen, der sie ins Grübeln bringt und der ohne Längen auf dem Punkt kommt. Rührend, klug, lebendig und traurig. Eine klare Empfehlung!