Rezension

Klug, charmant, überraschend ...

Eine verdächtig wahre Geschichte -

Eine verdächtig wahre Geschichte
von Antoine Laurain

Bewertet mit 5 Sternen

Violaine Lepage befindet sich in einem Raum mit Marcel Proust, Michael Houellebecq, Virginia Woolf und noch einigen mehr, bis alles verschwimmt, Violaine aufwacht und in das Gesicht einer Krankenschwester schaut. Seit dem Flugzeugabsturz, denn sie Gott sei Dank überlebt hat, hat Violaine Gedächtnislücken, aber nicht nur das macht ihr zu schaffen, nein, sie sucht auch noch einen Autor. Seit das Manuskript „Die Zuckerblumen“ den Verlag erreicht hat, macht es in Violaines Leben Scherereien. Der Autor ist nur über Mail zu erreichen, und seit der Roman veröffentlicht wurde und er auch noch auf der Shortlist des Prix Goncourt steht, ist der Autor von der Bildfläche verschwunden. Verzweiflung macht sich im Verlag breit und dann steht auch noch die Polizei im Haus, denn er Inhalt des Romans passt genau auf eine Mordserie. Wer ist dieser Autor? Warum trifft dieses Buch Violaine so hart? Und was hat diese Mordserie mit dem Buch zu tun?

Das ist nun schon mein achtes Buch, was ich von Antoine Laurain lese, und ich kann mich wirklich Fan-Girl nennen. Jedes habe ich verschlungen, jedes habe ich geliebt und ich würde alle jederzeit wieder lesen. Ich hatte ja schon immer eine Schwäche für französische Autoren, Dumas, Hugo, leider alle tot, aber Laurain ist für mich der Star der Stunde. Charmant, geschickt und immer mit Augenzwinkern dabei. Ob mir dieser Schatz wieder gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Der Roman ist in drei Teile unterteilt und im ersten Widmen wir uns der Verlagswelt. Für uns Leser somit megainteressant und für den Autor ein kleines Heimspiel. Wie findet man nun einen guten Roman, einen begabten Autor und wie läuft das im Verlag ab. Hier ist nun das Manuskript Team gefragt, Hunderte von Romanideen flattern im Verlag ein und müssen gesichtet werden. Angelesen und bewerten eine Herkulesaufgabe und vor allem dann auch noch die Perlen zu finden, ist das große Können. So findet die Praktikantin den Text zum Roman „Die Zuckerblumen“ und sagt, das ist was ganz großes, dann geht es weiter zur auswärtigen Expertise und dann zur Chefin. Text großartig, nun her mit dem Autor und somit beginnt die Geschichte knifflig zu werden. Aber Violaine hat alles im Griff, eine Frau die, die Tricks kennt, die die Nummer von Stephan King hat und die mit allem Wassern gewaschen ist. Doch hier kommt sie an ihre Grenzen.

Der zweite Teil spielt nach ihrem Unfall, Gedächtnislücken, Überraschungen, ein Teil von ihr ist weg und der Druck wegen „Die Zuckerblumen“ wird immer größer und dann steht auch noch die Polizei in der Tür. Violaine glaubt und traut sich nicht mehr selbst über den Weg. Was ist hier los, es spitzt sich zu und der dritte Teil erleuchtet uns.

Antoine Laurain ist und bleibt ein fabelhafter Geschichtenerzähler. Er lässt uns beschwingt in die Verlagswelt schauen, uns an Textern und Machenschaften erfreuen und mit Prominenz amüsieren. Bevor wir uns versehen, stecken wir total drin und auf einmal nimmt die Geschichte eine ganz andere Wendung. Genau das macht diese Geschichte wieder so typisch Laurain. Geschickt und klug zieht er hier wieder seine Strippen im Hintergrund, und während man denkt, so muss es sein, spielt er um uns herum und lässt uns überrascht zurück. Natürlich spielt er hier viel mit dem Zufall, aber das ist gekonnt eingesetzt, clever umgesetzt und macht jede Menge Spaß. Es ist immer ein totaler Genuss, einen Roman von diesem Autor zu lesen.

So tauchen wir nicht nur in die Verlagswelt ein, nein, Violaine Lepage hat noch viel mehr selbst zu erzählen und spielt hier auf vielen Ebenen eine wichtige Rolle und ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Ich habe diese Geschichte nicht erwartet, aber sie hat mich wieder voll erwischt. Charmant, französisch und einfach großartig umgesetzt.

Eine verdächtig wahre Geschichte ist wieder typisch Antoine Laurain. Klug, charmant und überraschend.