Rezension

Komfuse Emanzipationsgeschichte

Ehemänner - Jami Attenberg

Ehemänner
von Jami Attenberg

Bewertet mit 3 Sternen

Jarvis ist seit sechs Jahren Halbwitwe. Ihr Mann Martin liegt nach einem Unfall im Koma. Der Maler fiel einfach während seines Schaffens von einer Leiter. Seither lebt Jarvis sehr zurückgezogen, einmal wöchentlich besucht sie ihren Mann im Pflegeheim. Das Kunstmanagement überlässt sie der Galeristin Alice und Davis, einem Freund Martins. Eines Tages ergibt es sich, dass Jarvis einen Waschsalon aufsuchen muss, wo sie auf drei verheiratete Männer trifft, denen sie sich anschließt. Langsam begibt sie sich aus ihrer Passivität. ALs plötzlich Fotografen Martins auftauchen kommt eine Steinchen nach dem andern zum Rollen.

Ehemänner ist ein Roman über eine Frau, auf der Suche nach sich selbst. Leider hatte ich beim Lesen immer wieder das Gefühl, nicht genau zu wissen, was ich da gerade gelesen habe. Jarvis ergeht sich in konfusen Erinnerungen an eine Zeit vor Martin, an eine Zeit mit Martin, die Übergänge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit verlaufen zusammenhanglos. Die titelgebenden Ehemänner, die Waschsalongruppe, sind Katalysator für eine Entwicklung, die Jarvis durchmacht. Die Personen rundum Jarvis mäandern so vor sich hin, richtig greifbar ist eigentlich niemand für mich. Am Schluss wandelt sich der Emanzipationsroman plötzlich in eine Debatte zur Sterbehilfe. Die Szenen sind massiv bigott und extrem amerikanisch. Aber eigentlich ist auf den wenigen Seiten, die dieses Thema bekommt, kaum Platz dafür.
Richtig gern gemocht habe ich allerdings die Figur der Missy, Jarvis' puertoricanische Taxifahrerin. Diese lebensfrohe pulsierende Frau war ein Stück wohltuende Normalität zwischen all den Befindlichkeiten. Über Missy hätte ich gerne eine eigene Geschichte gelesen.