Rezension

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen!

Die Magie der Namen - Nicole Gozdek

Die Magie der Namen
von Nicole Gozdek

Die Story: In Mirabortas ist man bis zu seinem 16. Lebensjahr eine unbedeutende Nummer. Erst mit der Namensgebung erfährt man, zu welchem Schicksal man auserkoren ist. Nummer 19 freut sich schon seit Jahren darauf zu erfahren, wer er wirklich ist, doch als das endlich geschieht, kennt niemand seinen Namen und so muss er sich auf die Suche nach seiner Identität begeben.

Auf den Punkt gebracht: Eine grandiose Idee, die leider nicht ganz so gut umgesetzt wurde.

In mehr Worten:

"Ich war an diesem Frühlingsmorgen mit dem Wissen aufgewacht, dass es der bedeutendste Tag in meinem Leben sein würde."

Nicole Gozdeks Idee, dass die eigene Identität unmittelbar an einen Namen gebunden ist, und man durch mehrere Leben hinweg diesen Namen trägt, ist großartig. So etwas habe ich davor noch nie gelesen und ich war sehr gespannt, wie sie diese Idee ausarbeitet.

Erzählt wird die Geschichte von dem 16-jährigen Nummer 19 bzw. Tirasan Passario. Tir ist klein geraten und wurde deshalb oft zum Spott seiner Jahrgangskameraden. Er freut sich also umso mehr darauf seinen Namen zu erfahren, denn dieser kann ihn von jetzt auf gleich zu einem angesehen Krieger werden lassen. Doch als Tir endlich seinen Namen erfährt, muss er traurigerweise feststellen, dass dieser niemandem bekannt ist. Also macht er sich auf den Weg in die Hauptstadt Himmelstor, um im dortigen Namensarchiv mehr über sich herauszufinden.
Leider ist Tir ein sehr unsicherer und launischer Charakter, der oft in dem falschen Momenten abschaltet und seine Mitmenschen mal machen lässt. Das hat das Lesevergnügen für meinen Geschmack stark gedämpft. Hinzukommt, dass er sich die ganze Zeit für mich gelesen hat wie ein 14-Jähriges Mädchen. So etwas ist mir bis jetzt noch nie so stark passiert und mir kam es nicht vor als wolle die Autorin ihn weichspülen, damit ihm mehr Leserherzen zufliegen (wie es manchmal auch vorkommt), sondern als habe sie schlichtweg das falsche Geschlecht für ihren Charakter gewählt. Zugleich hat mich das aber auch stark zum Nachdenken gebracht, weil ich mich wirklich gefragt habe, ob ich zu sehr in geschlechtsspezifischen Rollen gefangen bin, oder warum ich Tir einfach nicht als Jungen diesen Alters empfinden kann. So oder so, für mich blieb er weiblich.

Neben Tir lernen wir noch weitere Charaktere kennen, leider bleiben alle sehr blass und haben nur eine hervorstechende Eigenschaft, die dadurch irgendwann so überspitzt war, dass es mich oft genervt hat, mehr über sie zu lesen. Rustan macht zum Beispiel nichts anderes, als Tir durch seine Kriegerfähigkeiten zu beschützen und sonst zu bemuttern. Generell geht alles Knall auf Fall und Tir bezeichnet Leute, die er sein bisheriges Leben nicht leiden konnte, schnell als Freunde, ohne dass es dazu einen richtigen Grund gibt.

Der Schreibstil ist flüssig und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Leider wurden die wirklich spannenden Passagen nicht immer gut gehandhabt (warum macht man daraus eine Rückblende?!) und so plätscherte alles auf einem gleichbleibenden Niveau vor sich hin. Der Weltenbau ist solide, hat mich aber auch nicht verzaubern können. Einzig alles um die Namensmagie hat mich richtig begeistert und ich finde die Message schön, die dahintersteckt.

Einen dicken Punktabzug gibt es von mir allerdings für das gehetzte Ende, das doch sehr glattgebügelt wirkt und dafür, wie eine aufkeimende Liebe behandelt wird. Gerade letzteres hat mich auf so vielen verschiedenen Ebenen gestört, dass ich mir fast schon gewünscht hätte, die Autorin hätte es ganz sein gelassen. Denn irgendwie verstehe ich nach dem Lesen den Sinn dahinter nicht.

Auf Nicole Gozdeks Seite habe ich gelesen, dass sie die Story neben ihrer Arbeit innerhalb von sechs Wochen für den Wettbewerb fertiggestellt hat. In einer so kurzen Zeit einen Roman zu verfassen, rechne ich ihr hoch an. Leider hat die Story meiner Meinung nach ein wenig darunter gelitten, denn ich bin mir sicher, dass sie einige der oben genannten Kritikpunkte mit genug Zeit hätte ausbügeln können. Schreiben kann sie und ich bin gespannt, ob mich ihr zweites Buch mehr überzeugen wird.

Fazit:
Die Magie der Namen zeichnet eine interessante Welt und besticht durch eine wundervolle Grundidee. Leider bleiben die Charaktere blass, das Ende wirkt abgehetzt und der Konflikt wird zu einfach gelöst. Probiert es selbst mit dem Buch.