Rezension

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Glückstöchter - Einfach leben -

Glückstöchter - Einfach leben
von Stephanie Schuster

Bewertet mit 3 Sternen

"Glückstöchter - Einfach leben" ist der Auftakt der Glückstöchter-Trilogie von Stephanie Schuster. Im Zentrum stehen Anna und Eva. Zwei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben. Anna ist die Tochter eines bekannten Botanikers. Sie liebt die Natur und unterstützt ihren Vater voller Hingabe bei der Arbeit auf Gut Dreisonnenquell. Anna wünscht sich innigst, einst sein Vermächtnis fortzuführen, da er sie bereits mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut. Als Annas Vater plötzlich eine neue Frau an seiner Seite hat, ändert sich alles. Zu ihrem Entsetzen muss Anna feststellen, dass für sie kein Platz mehr in den Zukunftsplänen des Vaters ist. 

Eva lebt in München und studiert Pharmazie. Denn Pflanzen, deren Wirkung und die Zubereitung von Salben und Cremes sind ihre Leidenschaft. Evas ausgeprägter Geruchssinn unterstützt sie bei ihrem Vorhaben. Doch als Eva auf dem Dachboden eine ungeheuerliche Entdeckung macht, gerät ihr bisheriges Leben ins Wanken. 

Die Handlung startet mit einem interessanten Prolog, in dem man Anna im Jahre 1918 auf der Tonkaalm beobachtet. Da die Szenen an einer spannenden Stelle stoppen, wird sofort die Neugier auf den weiteren Verlauf geweckt. Die eigentliche Geschichte von Anna beginnt 1910. Man lernt sie und die Umstände, unter denen sie lebt, näher kennen. Evas Handlungsstrang startet 1976. In beiden Zeitebenen wird der jeweilige Zeitgeist hervorragend beschrieben. Die Handlungsorte werden ebenfalls detailliert vermittelt, wodurch man sich die Ereignisse mühelos vorstellen kann. 

Doch leider fällt es schwer, sich in die Hauptprotagonistinnen hineinzuversetzen. Beim Lesen hat man das Gefühl, die Schicksalsschläge, die beide hinnehmen müssen, eher distanziert zu betrachten. In Annas Handlungsstrang überschlagen sich dramatische Momente. Die Ereignisse, die sich hier anfangs zutragen, wirken leider etwas überladen und klischeehaft. Eva macht es einem nicht leicht, Sympathien zu entwickeln, da sie zuweilen sehr impulsiv handelt. Beide Frauen sind recht jung und müssen erst herausfinden, was sie wollen und wohin ihr Lebensweg führen soll. Das hat man zwar immer im Hinterkopf, aber dennoch sorgt Evas Verhalten gelegentlich für ungläubiges Kopfschütteln. 

Im Verlauf der Handlung werden wichtige Themen eingestreut, wie z.B. das Verhältnis zur Natur, vegetarische Ernährung oder der Beginn, sich wieder auf biologischen Anbau zu besinnen. Gemeinsam mit Eva besucht man sogar die Anti-Atomkraft-Demonstration in Brokdorf. Diese Szenen werden zwar interessant geschildert, wirken aber manchmal etwas zu langatmig, wodurch man das Gefühl hat, dass die eigentliche Handlung nicht voranschreitet. Die emotionale Nähe zu den Protagonisten fehlt, wodurch man wichtige Entscheidungen, die die beiden Frauen treffen, nur bedingt nachvollziehen kann. Am Ende dieses Auftaktbandes bleiben fast alle Fragen ungeklärt, die man sich beim Lesen stellt. Um Antworten zu erhalten, ist es zwingend notwendig, die Folgebände zu lesen. Das liegt bei einer Trilogie zwar in der Natur der Sache, dennoch wäre ein etwas runderes Ende wünschenswert gewesen. 

Die Wunderfrauen-Reihe, die ebenfalls aus der Feder der Autorin stammt, konnte mich von Anfang an fesseln, da die Charaktere lebendig wirkten und man mit ihnen mitfiebern konnte. Das habe ich bei diesem Auftakt vermisst. Für mich persönlich verlief der Start in die neue Trilogie etwas zäh, wobei ich zugebe, dass wichtige Themen vermittelt werden. Dennoch vergebe ich leider nur 3 Bewertungssternchen und hoffe, dass mich die nächsten Teile weitaus mehr begeistern können.