Rezension

Kreativ umgesetzt

Zwischen Ewig und Jetzt - Marie Lucas

Zwischen Ewig und Jetzt
von Marie Lucas

Inhalt

Julia hat ihren Vater verloren. Als wenn dieser Schmerz nicht schon genug wäre, muss sie sich auch mit Verlustängsten herum schlagen und sich dem Lügengebilde ihrer Vergangenheit stellen. Denn ihr Vater hatte noch eine andere Familie und obwohl er sich letzten Endes für ihre Mutter und Julia entschieden hat, steht dieser Bruch noch immer im Raum. Sie wurde von Kindesbeinen an belogen, sie bekam wilde Geschichten zu hören und wuchs in einer Idylle auf bis diese zerbrach - dank eines Jungen, der sich im Nachhinein als Halbbruder herausstellte. Nach dem Umzug schwor sich Julia nochmal von vorne zu beginnen, sie baut sich ihre eigene Welt auf und merkt nicht wie schnell auch sie sich in Lügen verstrickt. Von der neuen Clique wird sie nur toleriert da Felix ein Auge auf sie geworfen hat - aber wer ist dieser Niki, der immer nur alleine im Schulhof steht und denn alle meiden? Sie fühlt sich magisch von ihm angezogen, will aber unter keinen Umständen ihr neues Ich aufgeben...

- Auf dem Innenhof habe ich ihn gleich gesehen, noch vor allen anderen, und mich sofort verliebt. Er sah ungeheuer gut aus. -

Meinung / Fazit

Julia fand ich anfangs etwas zu weinerlich, gerade dann wenn das Thema auf Justin ihrem Halbbruder zu sprechen kommt. Hier wird einem zuerst nicht ganz klar worum es denn genau geht und, ehrlich gesagt, konnte ich es auch nicht ganz nachvollziehen. Die Geschichte rund um den Vater fand ich gewöhnungsbedürftig, aber das ist einfach meine Abneigung gegen treulose Wesen - dafür kann die Autorin ja nichts. ;-) Julias Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig und so versucht sie mit sich selbst alles auszumachen, sie scheint sehr selbstständig zu sein aber ihr Wunsch nach Liebe und Halt wird natürlich sehr deutlich. Mir ging aber ihre Oberflächlichkeit nach einer Weile gehörig auf die Nerven, aber gegen Ende legt sich das gottseidank wieder. Als sie Felix und seine Clique näher kennenlernt ist sie froh endlich wieder zu einer Gruppe zu gehören, allerdings hält dieses Gefühl nicht lange an...

Niki war mir sofort sympathisch. Ein ruhiger Typ der ein dunkles Geheimnis verbirgt - fängt schon mal gut an. Sein Vater besitzt ein Bestattungsunternehmen und wirkt, wahrscheinlich auch, durch seine griechische Freundlichkeit einfach immer gut gelaunt. Allerdings hätte ich mir gewünscht das Niki öfters mal bei Julia die Oberhand gewinnt, er lässt sich zuviel gefallen und diese Dreiecksgeschichte war anfangs noch spannend aber danach hatte ich nur mehr Mitleid mit Niki und Felix.

"Niki zu spüren, ihn zu riechen, anzusehen, fühlt sich so richtig an. Wie nach Hause zu kommen."

Allein der freizügige Umgang mit Julias Sexualität hat mich ein wenig gestört, nicht das es detailliert geschildert wurde, ganz im Gegenteil, ich fand nur das hier einiges durch "zuerst mit Felix schlafen, dann mit Niki, dann wieder Felix küssen, dann wieder Niki" kaputt gemacht wurde. Wäre die Protagonistin älter gewesen, hätte ich es vielleicht nachvollziehen können, oder immerhin soweit das ich gesagt hätte, dass man ab einem gewissen Alter mit dem Thema anders umgeht.

Die Autorin hat einen locker jugendlichen Schreibstil und ich hatte daher keinerlei Probleme sofort in die Geschichte einzutauchen. Das Thema ist bestimmt nicht neu, wurde aber kreativ umgesetzt. Gerade wenn man dachte dass Buch ist vorhersehbar, kam eine plötzliche Wendung - daher vergebe ich für *Zwischen Ewig und Jetzt*: 
4/5 Sterne