Rezension

Krimi zum Thema Kindesmissbrauch, gut umgesetzt

Himmelskinder - Marion Feldhausen

Himmelskinder
von Marion Feldhausen

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch „Himmelskinder“ der Autorin Marion Feldhausen ist als Taschenbuch bei Blanvalet erschienen. Es umfasst 319 Seiten mit Prolog, 63 bezifferten Kapiteln, Epilog und Danksagung. Der Titel „Himmelskinder“ bezeichnet Kinder, die scheinbar niemand vermisst und um die daher auch niemand bei ihrem Tod trauert.Das Cover zeigt denn solch ein Mädchen – allein, vor einem Getreidefeld, dahinter nur noch Weite. Die Buchstaben des Titels sind vorne und auf der Seite eingeprägt. Grundlage für diesen Krimi war ein realer Fall.

Der Prolog macht den Leser mit dem Thema Kindesmissbrauch bekannt. Doch die Autorin verliert sich nicht in Details, sondern deutet viele Dinge nur an. Dies ist ein typisches Merkmal für den Schreibstil, der sich über den ganzen Krimi hinweg zieht. Dennoch kann der Leser sich ein gutes Bild der jeweiligen Situation machen. Die Handlung beginnt damit, dass ein Toter in einem Hotelzimmer gefunden wird. Er hat einen kurzen Abschiedsbrief hinterlassen. War es Selbstmord? Das Team um Kommissar Alvermann vom Mordkommissariat in der fiktiven Stadt Karlsbach beginnt nach einem Grund für den Selbstmord zu suchen. Währenddessen wird ein Mädchen nackt, leblos und missbraucht in einem Gebüsch im Park gefunden. Alvermann erinnert sich in diesem Zusammenhang wieder an einen Fall der Kinderprostitution, der bereits einige Jahre zurückliegt und bei denen die Ermittlungen, von höchster Ebene der Justiz und Politik beeinflusst, plötzlich beendet wurden. Gibt es einen Zusammenhang? Obwohl es zunächst nicht so aussieht, ergibt sich eine Verbindung zu dem Toten im Hotelzimmer.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und dennoch von einer besonderen Eigenart. Kurze Sätze und Dialoge sind dafür kennzeichnend, ebenso ein gewisser Humor in diesen Dialogen. In den ersten Kapiteln wird eine größere Anzahl Agierender vorgestellt. Durch häufige Perspektivenwechsel ist es aber zunächst schwieriger den Überblick zu behalten, um welche Personen es dann in der nächsten Szene geht. Aber der Personenkreis wird im weiteren Verlauf nicht mehr nennenswert erweitert und so fließt die Geschichte schließlich bei konzentriertem Lesen. Eine Spannung baut sich ebenfalls durch die Wechsel auf, da am Schluss der jeweiligen Kapitel manches Mal noch ein gefundenes Ermittlungsdetail gegeben wird und man doch wissen möchte, wie sich dieses einfügt.

Marion Feldhausen versucht dem Leser Einblick in die Psyche eines Täters durch den Einschub der Schilderung einer hierfür modelmäßigen Kindheit. Diese Erfahrung bringt sie aus ihrem Beruf hier ein. Auch die Ermittler sind je eigene Charaktere, die aber teils nicht richtig greifbar werden. Das schadet dem Krimi jedoch nicht, da sich durch Fantasie bei jedem Leser ein eigenes Kopfkino entwickelt. Teilweise wirken die Ermittler durch ihre Erfahrung und Erkenntnisse bei dem länger zurück liegenden Fall der Kinderprostitution bei den aktuellen Recherchen hilflos und bereit auch zu nicht illegalen Mitteln zu greifen. Durch kursiv gesetzte Gedanken der handelnden Person versucht die Autorin dem Leser die jeweilige Person näher zu bringen.  Das Team um Kommissar Alvermann hat noch einiges an Entwicklungspotential. Zu einem schwierigen Thema hat die Autorin ein überzeugendes Buch geschrieben das mich nachdenklich hat werden lassen.