Rezension

Kurzweiliger und packender Jugendroman!

Flutlicht - Gideon Samson

Flutlicht
von Gideon Samson

Was der Klappentext verspricht, kam mir ziemlich vielversprechend vor, da ich solche Art von Büchern noch nicht so oft genossen habe und interessiert daran war, wie die beiden niederländischen Autoren diesen doch schweren Stoff an den Leser bringen.

 

Die Buchfront ist schlicht gehalten, was einerseits den Fokus stark auf die orangefarbene Schrift lenkt, sodass der Titel dem Kunden sofort ins Auge springt. Ich weiß nicht, ob mich dieses Buch in einer Buchhandlung tatsächlich angesprochen hätte, um mir seinen Klappentext durchzulesen, ein genialer Schachzug ist jedoch der gewählte Titel, der die beiden unterschiedlichen Handlungsstränge gekonnt miteinander verbindet, die sich normalerweise unterscheiden wie Tag und Nacht, in diesem einen bedeutungsschwangeren Wort sich aber verbinden. Das kann einer, der das Buch noch nicht gelesen hat, nur schwer beurteilen, aber mich hat dieser Titel im nachträglichen Revuepassieren beeindruckt hinterlassen.

 

Skeptisch stand ich zu Beginn der Lektüre der doch sehr knappen Buchlänge gegenüber, die mich daran zweifeln ließ, ob die Autoren ihren Charakteren genug Tiefgang einhauchen und ihre Eigenschaften in den weniger als zweihundert Seiten mir als Leser näherbringen können. Auch nach dem Beenden des Buches stehe ich diesem zweigespalten gegenüber – einerseits kommt durch das flotte Tempo ein kurzweiliges Lesevergnügen auf, andererseits fühlt sich die Erzählung nachträglich etwas platt und nicht charismatisch an.

 

Mit den Charakteren kann man sich identifizieren, sie treten nicht sonderlich positiv hervor, treten aber auch nicht mit Füßen nach der Sympathie durch den Leser, indem sie unnötig naive und nicht durchdachte Handlungen vollführen.

 

Stark wird das Buch an den Stellen, in denen es in nächster Nähe über die Katastrophe berichtet, die hier thematisiert wird. Viele Formulierungen haben mir Gänsehaut bereitet und ich verfolgte gebannt und voller Sorge das Geschehen.

 

„Ich hörte eine Menschenmasse, die sich mit aller Kraft ans Leben zu klammern suchte. Eine Masse, die flehte, doch bitte noch etwas länger auf dieser Welt bleiben zu dürfen.“ (S.52, „Flutlicht“)

 

Einen großen Handlungsbogen gibt es in dieser Geschichte nicht, aber danach sind die beiden Autoren aber auch gar nicht aus. Sie wird erzählt in der Sicht des auktorialen Ich-Erzählers aus einer zeitlichen Distanz heraus, und in anachronistischer Reihenfolge durch Rückblenden und zahlreiche Zeitsprünge. Die Zeitzonen, mit denen die Autoren hantieren, sind zugleich die beiden Handlungsstränge, die das Buch verfolgt. Das ist sehr clever gelöst und für den Leser ziemlich überzeugend.

 

„Das Wasser hatte mich mehr als je zuvor spüren lassen, dass ich lebte.“ (S.70, „Flutlicht“)

 

 

Wie gut ist es?

„Flutlicht“ ist ein kurzweiliges Jugendbuch mit einer wichtigen und erschreckenden Thematik, die durch einige lebhafte und sich im Gedächtnis verankernde Ausdrücke vertieft wird, die durch die besondere Erzählweise punkten kann, jedoch nicht unbedingt jedermanns Sache ist und auch nicht mit einem eigenen Charisma, das im Kopf bleibt, glänzen kann. Dennoch kann ich getrost eine Leseempfehlung aussprechen.