Rezension

Langweilig und eine Enttäuschung

Tote lügen nicht - Kathy Reichs

Tote lügen nicht
von Kathy Reichs

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als eine zerstückelte weibliche Leiche gefunden wird, glaubt die forensische Anthropologin Temperance Brennan sich an einen ähnlichen Fall zu erinnern. Sie forscht nach und findet tatsächlich Übereinstimmungen, doch haben die Fälle wirklich miteinander zu tun?

Diesen Roman habe ich schon kurz nach Erscheinen schon einmal gelesen – und damals hat er mir so gut gefallen, dass ich weitere Romane der Serie gelesen habe und schließlich anfing, sie zu sammeln. Seit Jahren nun belagern diese Bücher meinen SUB (Stapel ungelesener Bücher) und nun endlich habe ich angefangen, die Serie – noch einmal von Beginn an – zu lesen, leider muss ich sagen, von der Begeisterung ist, zumindest was diesen Teil angeht, so gut wie nichts geblieben, ich bin wirklich enttäuscht.

Leider ist es Kathy Reichs nicht gelungen, interessante Charaktere zu erschaffen. Allesamt, auch die Protagonistin werden sehr oberflächlich, größtenteils sogar sehr klischeehaft, gezeichnet. Die Polizisten, die die Fälle bearbeiten, um die es hier geht, werden von der Autorin als wenig kompetent dargestellt, sie schaffen es z. B. nicht, alleine Verbindungen zu erkennen, Temperance selbst nervt im Grunde von Anfang an, sie ermittelt selbst, gibt ihre Erkenntnisse nicht preis, begibt sich selbst in Gefahr, im Grunde handeln alle wichtigen Charaktere einfach nur dumm, als Leser kann man nur den Kopf schütteln. Die Autorin lässt Tempe(rance) in Ich-Form erzählen, was normalerweise dazu führt, dass einem die Figur sehr nahe kommt, hier ist das nicht der Fall, man kann die meisten ihrer Handlungen und Gefühle weder verstehen noch nachvollziehen. Insgesamt ist es der Autorin nicht gelungen, mir die Charaktere nahe zu bringen und mit ihnen zu fühlen.

Die Geschichte selbst zieht sich an vielen Stellen wie Kaugummi. Kathy Reichs erzählt ausführlich, manchmal regelrecht geschwätzig, man liest sich durch eine Menge Sätze, die den Roman nur unnötig aufblähen, es gibt viele Wiederholungen und sogar nach der Auflösung geht es noch mit viel Blabla weiter. Weniger wäre hier wirklich mehr gewesen, denn die Spannung bleibt fast durchgehend auf der Strecke. Noch nicht einmal der Showdown konnte mich wirklich packen, obwohl er schon sehr eindringlich beschrieben wird, denn im Grunde weiß man schon, wie es ausgeht. Neben der fehlenden Spannung ist der Roman auch recht vorhersehbar, insgesamt war ich am Ende froh, durch zu sein.

Was mir tatsächlich am besten gefallen hat, war der wissenschaftliche Aspekt des Romans. Kathy Reichs weiß, wovon sie spricht, denn sie ist selbst vom Fach. Auch hier wird sie sehr ausführlich, das fand ich aber gut, denn es ist interessant. Übrigens: In diesem Roman werden die Opfer und die Taten sehr explizit beschrieben, wer also Probleme damit hat, sollte die Hand besser davon lassen, ich fand es stellenweise schon sehr gruselig – und habe bei Lesen öfter hinter mich geblickt. Schön auch die Karte von Montreal, auf der die Schauplätze der Handlung zu sehen sind.

Womöglich passt der Roman heutzutage nicht mehr, durch CSI und ähnlichen Fernsehserien (nicht zuletzt das großartige „Bones“, das zwar auf dieser Bücherreihe basiert, aber außer dem Namen der Hauptfigur nichts mit dieser zu tun hat), ist das, was ich persönlich am reizvollsten an der Serie finde, nämlich den wissenschaftlichen Background, nichts Besonderes mehr. Charaktere und Erzählstil jedenfalls sind nicht ausreichend, dem Roman eine Empfehlung zu geben. Ich hoffe, dass sich die Serie in den nachfolgenden Romanen bessert, dann wäre dieses Buch immerhin der erste Band einer Serie und man müsste ihn deshalb gelesen haben. So kann ich aber nur sagen: Lasst es, es gibt lesenswertere Romane. Ich vergebe 2,5 Sterne, allein wegen des wissenschaftlichen Aspektes.