Rezension

Layout yeah, Handlung meh

Monster auf der Couch -

Monster auf der Couch
von Mats Strandberg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Was haben Dr. Jekyll, Carmilla, Viktor Frankenstein und Dorian Gray gemeinsam? Sie alle sind literarische Figuren und sitzen auf der Couch der Psychologin J. Die ist nun spurlos verschwunden und in ihrer Praxis bleiben Akten über ihre vier berühmten Patienten zurück: Gesprächsprotokolle, Analysen, Zeichnungen, Briefe – und Spuren von Blut. Was ist geschehen?

In „Monster auf der Couch“ gehen Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg der Frage nach, was berühmte Charaktere der Literatur erzählen würden, befänden sie sich in Therapie. Diese grundsätzlich spannende Idee wird nicht in klassischer Romanform präsentiert, sondern setzt sich aus den Akten der Psychologin zusammen. So entsteht ein Buch mit interessantem Layout, handschriftlichen Anmerkungen und schönen Zeichnungen.

Leider kann jedoch der Inhalt nicht einhalten, was das Äußere verspricht. Die psychologischen Analysen wirken amateurhaft (und das bei einer Autorin vom Fach) und plump, alles wird entweder auf verdrängte Emotionen oder ein Trauma in der Kindheit bezogen. Während Dr. Jekyll zu einem verklemmten Jammerlappen mit Identitätsstörung verkommt, wird Dorian Gray als völliger Psychopath dargestellt. Und natürlich fühlen sich beinahe alle Patient/-innen zu unserer Psychologin hingezogen. (Und dann zieht unsere Protagonistin noch über die Psychologin Jenny Jägerfeld vom Leder – albern!)

Große Schwierigkeiten hatte ich auch mit der Logik der Handlung: J. behandelt große Figuren der Literaturgeschichte, scheint sie und ihren Hintergrund aber nicht zu kennen; gleiches gilt jedoch nicht für ihre Mentorin P., welche sie regelmäßig um Rat bittet. Hier wird, meines Erachtens, eine große Chance verschenkt, die Romanfiguren in Bezug zu ihrer Zeit, ihrer Darstellung und ihren Schöpfer/-innen zu setzen und zudem ist es mehr als unrealistisch, dass eine Psychologin in der heutigen Zeit wirklich keine von ihnen kennen soll.

Das Ende liefert, auch wenn man eigene Schlüsse ziehen kann, leider nicht die gewünschten Antworten auf offene Fragen. Was „Monster auf der Couch“ jedoch gelingt: Ich möchte alle Vorlagenwerke unbedingt (noch einmal) lesen!