Rezension

Leicht holpriger Start einer vielversprechenden Reihe

Das Gewölbe des Himmels 01. Der Vergessene - Peter Orullian

Das Gewölbe des Himmels 01. Der Vergessene
von Peter Orullian

Bewertet mit 4 Sternen

Lange habe ich auf dieses Buch warten müssen, da es schon lange vor Erscheinen angekündigt war. Dabei war es gar nicht mal die inhaltliche Beschreibung, die dieses Buch für mich interessant gemacht hat, sondern wie so häufig das Cover. Später hat sich herausgestellt, dass es sich bei diesem Buch „mal wieder“ nur um einen halben ersten Band handelt, aber da die zweite Hälfte sehr zeitnah veröffentlich werden sollte – und mittlerweile auch bereits erschienen ist – empfand ich dies als nicht so schlimm.
Dies ist eine ganz typische Fantasy-Geschichte: Hinter dem Schleier in einem Gebiet, das sich Born nennt, leben allerlei finstere Gestalten und Monster – Stilletreue genannt – des  vertriebenen Schöpfers Quietus. Der Schleier wird schwächer und die Stilletreuen machen sich auf in das Land der Menschen. Nur scheinen sie gar ein Ziel zu haben: Das kleine Helligtal, indem die Protagonisten der Geschichte leben. Der Leser wird mit den Figuren gemeinsam sofort in die Geschichte hineingeworfen: Tahn begegnet einem Stilletreuen, kann sich retten, flieht zum Gasthaus, wo er auf seinen Freund Sutter trifft. Dort wartet auch schon der Sheson Vendanji (eine Art Magier, deren Orden verfolgt wird) in Begleitung der Fern Mira auf Tahn, denn die Stilletreuen sind hinter ihm her – warum, dass darf noch nicht offenbart werden. Nach der Eröffnung, dass sie zum Schutz ihrer Familien das Tal verlassen müssen, fällt Tahn siedend heiß ein, dass seine Schwester niederkommen könne und kaum hat er das Haus erreicht, wird er Zeuge, wie ein Stilletreuer seiner Schwester das totgeborene Kind raubt. Mit ins Boot geholt werden muss auch noch Breathen, der sich sein Leben lang darauf vorbereitet hat ein Sodale zu werden, wohlweißlich, dass dieses Ziel im Grunde nicht erfüllt werden kann. Da jedoch auf einmal ein sodaleloser Sheson auftaucht, sieht er seine Chance gekommen und gleich darauf in seinem Stolz verletzt. Diese Gruppe von sechs unterschiedlichen Menschen macht sich nun auf den Weg, um nicht nur vor den Stilletreuen zu fliehen, sondern auch um im Zielort Decalam… – ja, was erfährt man nicht. Auf dem Weg dorthin wird die Gruppe nach allerlei Abenteuern klassischerweise getrennt. Die einzelnen Splitter Vendanji, Mira und Braethen, Wendra und der neu hinzugekommene Penit sowie Tahn und Sutter machen sich allein auf, das Ziel zu finden. Wobei ich diese unfreiwillige Trennung sehr künstlich und unrealistisch finde, aber nun gut…
Erwartet habe ich von diesem Buch atmosphärische und tiefgründige High Fantasy, die ich dann auch zum großen Teil bekommen habe – auch wenn meine inhaltliche Beschreibung vielleicht etwas überspitzt klingen mag. Teilweise daher, da ich zwischenzeitlich – vor allem ab dem Punkt, als sich die Gruppe zersplitterte – das Gefühl hatte, dass der Autor sich in zu vielen Kleinigkeiten verrannt hat, ohne dass diese eine wichtige Bedeutung hatten. So z.B. war mir nicht klar, wie die Glücksspielepisode auf dem Schiff, die Geschichte voran gebracht haben sollte – sie war jedoch auch so abstrus, dass ich sie vielleicht auch einfach nur nicht verstanden haben könnte. Ebenso die Szene mit dem Wesen aus dem Born, das Sutter retten sollte: Die Szene hätte wesentlich mehr Sinn verliehen bekommen, wenn dieses Wesen danach nicht sofort aus der Geschichte verschwunden wäre…  Merkwürdige kleine Abenteuerepisoden reihen sich so aneinander. Dies machte gerade den Mittelteil für mich etwas schwieriger zu lesen. Gegen Ende des Buches wurde es dann jedoch wieder angenehmer, wobei ich hier aufgrund der Zweiteilung nicht von einem Finale sprechen kann, doch im letzten Kapitel wurde wenigsten angedeutet, auf was der Handlungsstrang mit Wendra hinaus laufen könnte.
Zwar mag die Geschichte sehr klischeehaft daher kommen, doch im Grunde mag ich solche Geschichten sehr, daher habe ich auch hier trotz dieser Episoden, deren Sinn sich mir noch nicht erschlossen haben, Gefallen an der Reihe gefunden. Das einzige, was mich hier sehr gestört hat – was jedoch aber auch sehr typisch ist – ist die Tatsache, dass eine Figur mal wieder sehr viel weiß (Vendanji) und absolut nichts verrät, natürlich zum Schutz der anderen. Da man als Leser jedoch schon weiß, dass die Figuren wichtig sein werden und sicher einem ganz bestimmt Zweck werden dienen müssen, da zahlreiche Andeutungen erfolgen, aber keine Erklärungen gegeben werden, fühle ich mich da als Leser behandelt wie ein kleines Kind. Zudem ist das Warten auf die Auflösung in diesem Fall irgendwie zermürbend, weil in diesem Buch eben nichts erklärt wird, sie nicht an ihrem Ziel ankommen und im Grunde überhaupt nicht klar ist, wie die Stilletreuen nun besiegt werden könnten. Ich habe jedoch die Hoffnung, dass der zweite Buchteil mehr Erleuchtung und Aufklärung bringt.
Technisch und stilistisch gesehen ist das Buch völlig in Ordnung. Die einzelnen Handlungsstränge werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, deren Brüche man gut unterscheiden kann, da die Perspektivwechsel zumeist mit einem neuen Kapitel erfolgen. So bleibt die Geschichte übersichtlich. Auch der Schreibstil des Autors lässt sich gut lesen. Schade ist nur, dass die farbige Karte im Buchdeckel, die im Grunde wunderbar aussieht und schön durch Texte gestaltet ist, leider nicht so detailliert ist, dass man die Reise der Gruppe nachvollziehen könnte. Auch Ländergrenzen kann man nicht ablesen. Ich liebe Karten zu Büchern und schlage dort auch immer eifrig nach, doch wenn ich stets vergeblich suche, bin ich zunehmend enttäuscht. Vor allem da die Karte sehr weit entfernte Länder zeigt, die für dieses Buch nicht relevant sind. Hier wäre eine ergänzende Detailkarte für dieses Buch eine wirkliche Erleichterung und Bereicherung gewesen.

Fazit: Das Gewölbe des Himmels verspricht eine interessante und unterhaltsame Fantasy-Reihe zu werden. Der erste Teil leidet jedoch etwas darunter, dass viele kleine Mini-Abenteuer der einzelnen Gruppen aneinandergereiht werden, ohne das zu erkennen ist, wie die vielen Einzelteile am Ende zusammenpassen. Besonders schade ist, dass gerade die Geheimnisse um die Bedeutung der Charaktere nicht annähernd aufgelöst wurden – bis auf Wendra, da gab es Andeutungen – und so nicht einmal klar ist, wie das große Ganze des Buches aussehen soll. Da dies aber nur die erste Hälfte des ersten Bandes ist, habe ich jedoch große Hoffnung, dass der zweite Teil eine Steigerung mit sich bringt.