Rezension

Lesevergnügen mit Wissenwertes über Aborigines

Der Ruf des Kookaburra - Julie Leuze

Der Ruf des Kookaburra
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

Mitten im australischen Regenwald leben Emma und ihr Mann Carl ihren Traum. Beide sind Forscher, die das Leben der Aborigines beobachten und schriftlich festhalten. Dabei nehmen sie am täglichen Leben teil und haben tiefe Freundschaften entwickelt. Ihre Toleranz gegenüber den Eingeborenen, wird auf eine harte Probe gestellt, als Emmas Freundin Zwillinge bekommt. Nach den Gesetzen der Aborigines muss ein Kind sterben. Emma kann es nicht zulassen und adoptiert das 2. Kind. Sie hat damit im Glaubenssystem der Aborigines den Zorn der Ahnen auf sich geladen. Und vielleicht haben sie Recht, denn kurz darauf verschwindet Carl spurlos. Emma verliert damit nicht nur ihren Mann, sondern auch Arbeitskollegen, ihre Forschungsgelder stehen damit auf der Kippe. Kann Emma allein weiterforschen, kann sie allein ein Kind im Dschungel  aufziehen und ist Carl wirklich tot? Diese Fragen belagern Emma die ganze Zeit und auch den Leser. Dazu kommen geheimnisvolle Geschehnisse beim Stamm der Aborigines, und das Auftauchen einen jungen gutaussehenden Mannes, der Emma völlig ins Gefühlschaos stürzt.

Dies ist der zweite Teil über die Geschichte von Emma und Carl in Australien. Während der erste Teil vor allem das langsame Kennenlernen der Beiden und Emmas Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit im Blickpunkt haben, geht es jetzt im zweiten Teil mehr über das Leben mit den Aborigines. Man muss den ersten Teil nicht unbedingt gelesen haben, da das wichtigste nochmal genannt wird, aber es ist empfehlenswert.

Was Julie Leutzes Roman von anderen aus dem Genre unterscheidet, ist das sie den Aborigines viel Platz einräumt. Sie beschreibt das Leben der Aborigines authentisch mit positiven und negativen Aspekten und nicht verklärt.  Ich hatte nur das Gefühl, dass die Aborigines im Roman vor allem in den Dialogen schon sehr „verwestlich“ sprechen. Sie hatten zwar schon ab und zu mit Europäern zu tun und Birwain, der Schamane hat schon bei ihnen gelebt und gelernt. Aber im Satzbau und Wortwahl klangen sie wie Emma und Carl. Das irritierte mich etwas.

Emmas Zerrissenheit zwischen dem Willen eine neutrale Wissenschaftlerin zu sein und dem Drang das in ihren Augen richtige zu tun, hat die Autorin gut herausgearbeitet. Eine Zerrissenheit, die auch die heutigen Ethnologen kennen. Emmas Figur ist sympathisch, vor allem auch in ihrer Unvollkommenheit, sie macht auch Fehler und ihr Handeln wird stark von ihren Gefühlen beherrscht.

 Der Schreibstil ist ansprechend, nicht zu kompliziert, einfach angenehm zum Lesen. Die Beschreibungen der Landschaft Australiens sind ansprechend, aber nicht langatmig. Es war ein Vergnügen den Roman zu lesen.