Rezension

Liebe ist Schicksal

An jedem einzelnen Tag - Marianne Kavanagh

An jedem einzelnen Tag
von Marianne Kavanagh

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
George und Tess sind sich noch nie begegnet und doch finden ihre Freunde, dass die Beiden Seelenverwandte sind. Tess kann dies einfach nicht glauben, lebt sie doch schon ewig mit ihrem Freund Dominic zusammen. Und sie liebt ihn natürlich auch, oder?
Das Schicksal scheint es mit Tess und George nicht gut zu meinen. Wenn man denkt, sie laufen sich endlich mal über den Weg, kommt doch irgendwas dazwischen.
Schon bald ist George verheiratet und lebt in einem anderen Land. Die Freunde scheinen also Unrecht mit ihrer Vermutung gehabt zu haben, dass er in Tess die Liebe seines Lebens finden wird, denn schließlich leben sie auf zwei verschiedenen Kontinenten. Oder geht es vielleicht doch ganz anders aus, als vorher erahnt?

"Angeblich wird jede Seele bei der Geburt geteilt und dann muss man suchen und suchen, bis man die andere Hälfte findet. Das ist eine alte, indische Legende."
Zitat aus: "An jedem einzelnen Tag"

Charaktere
George lebt für die Musik. Er spielt sehr gut Klavier und möchte seine Leidenschaft zum Beruf machen. In jungen Jahren ist er mit seiner Band sehr oft in Clubs unterwegs, um den Gästen sein Können unter Beweis zu stellen.
Tess liebt den Vintage-Look und alles, was damit zusammen hängt. Am Liebsten würde sie, wenn die Zeit reif ist, ihren eigenen Laden aufmachen und nicht in dem "Pseudo-Unternehmen", wo sie derzeit arbeitet versauern.

"Aber das lag doch nicht in deiner Hand", sagte Tess, die die Geschichte richtig wütend gemacht hatte. "Deine Mutter hat dich schließlich davon abgehalten." Ihre Großmutter sah sie an und ihre Augen leuchteten so blau. "Ja, sowas sagen wir in solchen Situationen gern, [...] aber eigentlich stimmt das nicht. Die meiste Zeit sind wir selbst die Einzigen, die uns bei unseren Entscheidungen im Wege stehen."
Zitat aus: "An jedem einzelnen Tag"

Gesamt
Ich muss sagen, dass ich den Anfang der Geschichte nicht sonderlich mochte. Mir war es ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen, bevor die Story endlich an Fahrt aufnahm.
Zudem hat mich zu Beginn der Aufbau des Buches ein bisschen gestört. Es gibt keine wirklichen Kapitel, sondern eher Abschnitte, die in Jahreszahlen aufgeteilt sind und diese sind wirklich lang. Alles beginnt im Jahre 2002 und endet im Jahre 2011. In diesen Abschnitten wird auktorial über die beiden Protagonisten gesprochen. Die Person, um die es geht wechselt dabei ständig.
Ich weiß nicht, wie es in der überarbeiteten Fassung aussehen wird, denn ich habe ein unkorrigiertes Leseexemplar gelesen, aber hier, in dieser Fassung fand ich es nicht sehr gut gelöst, wie die Personen sich abwechselten, denn es erfolgte abrupt, ohne Vorwarnung, was einem ziemlich leicht den Lesefluss nehmen, oder gar abgehackt wirken kann.
Ist man aber erstmal in die Geschichte versunken, fällt es einem schwer, dort wieder heraus aufzutauchen. Ich habe es sehr genossen zu lesen, wie Tess ihr Leben lebt und das, obwohl sie es sich im Grunde genommen anders vorgestellt hatte. Ebenso George, der Vollblutmusiker, der auf einmal zu einem komplett anderem Menschen wird. Die Beziehungen, die die Beiden führen scheinen stabil und gefestigt zu sein und doch ist da immer noch ein Puzzle-teil, welches beiden fehlt, um so richtig glücklich zu sein.
Diese Geschichte hat mich wirklich zutiefst beeindruckt und da kann ich auch über meine kleineren Startschwierigkeiten hinweg sehen. Es ist wundervoll geschrieben und voller Emotionen. In "An jedem einzelnen Tag" geht es nicht nur um eine Liebesgeschichte, wie man sie kennt und somit auch erwartet, sondern um viel mehr. Hier spricht die Autorin die Seelenverwandtschaft an, die Hoffnung, nicht aufzugeben und alles für sein Glück zu tun. Sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Egal, wie aussichtslos alles erscheint.
Ich konnte mich sehr gut in beide Protagonisten hineinversetzen und dies trotz des auktorialen Erzählers. Die Autorin beschreibt sehr oft die Gefühle des gerade handelnden Protas, indem sie sich der kursiven Schrift bedient. So wird aus dem Auktorialen- auf einmal ein Ich-Erzähler und man bekommt jede klitzekleine Emotion am eigenen Leib zu spüren. Und auf diese muss man hier auch nicht lange warten. Schon am Anfang der Geschichte gab es eine Szene, die mir zu Herzen ging und das zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Immer mal wieder hatte ich einen Kloß im Hals und war zutiefst bewegt über die Geschehnisse.
Auch das Setting hat mir sehr gut gefallen. Ich kam mir an der ein oder anderen Stelle ein bisschen so vor, als würde ich mich selbst durch die Straßen von London bewegen und war im Grunde genommen sogar schon Eins mit den Protagonisten. Diese sind einfach hervorragend gezeichnet. Sie haben beide ihre Ecken und Kanten und doch sind sie absolut liebenswert. Nichts hat mich an ihnen gestört und ihre Handlungen waren für mich absolut nachvollziehbar.
Alles in allem beinhaltet dieser Roman für mich eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen sein könnte. Ich war so tief drin in der Geschichte, dass ich alles andere um mich herum völlig vergessen habe.
Meiner Meinung nach hat Marianne Kavanagh mit "An jedem einzelnen Tag" ein wundervolles Debüt geschrieben, bei dem ich über meine anfänglichen Startschwierigkeiten gern drüber wegsehen kann.

Manche Menschen sind eben aus Stahl gemacht und packen es alleine, aber davon gibt es nicht viele. Wir anderen müssen jemanden finden, der uns liebt und ermutigt und beschützt.
Zitat aus: "An jedem einzelnen Tag"

Fazit:
Positiv
Die Protas sind toll gezeichnet.
Alle Emotionen sind bei mir angekommen und konnten mich packen.
Der Plot ist hinreißend.
Die Geschichte ist so realistisch dargestellt, dass sie aus dem Leben gegriffen zu sein scheint.
Auch die Nebencharaktere haben genug Farbe abbekommen und sind allesamt sehr liebeswert.
Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden, denn man möchte wissen, ob sie sich nun kriegen, oder vielleicht doch nicht.
Das Setting ist so toll, dass ich selbst dachte, mich in London zu bewegen.
Abwechselnde Erzähler und Erzählweisen.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen.
Negativ 
Mir fiel der Einstieg in die Geschichte nicht so leicht.
Keine "richtigen" Kapitel.
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