Rezension

Liebe mit Hindernissen

Liebesheirat -

Liebesheirat
von Monica Ali

Bewertet mit 4 Sternen

Yasmin und Joe sind ein frisch verliebtes Paar, beide Ärzte, die von ihrer jungen Liebe so überzeugt sind, dass sie bald heiraten wollen. Doch zunächst müssen sich die sehr unterschiedlichen Familien kennenlernen. Joes Mutter ist eine sehr offenherzige Feministin, Yasmins bengalische Eltern sind extrem konservativ. Ob das gut geht? 

Yasmin macht sich große Sorgen deswegen und natürlich gibt es Probleme, sie gehen nur in eine ganz andere Richtung als die Leser:innen zunächst vermuten. So lernen wir nach und nach die beiden Familien kennen. Dabei führt uns Monica Ali vor Augen, wie die britische bzw. westliche Gesellschaft so tickt. Wir mögen spontan die erfolgreichen Charaktere, die hart gearbeitet haben, um ihren Platz im Leben zu finden. Dabei haben auch die Underdogs ihre liebenswerten Züge und hoch gebildete Menschen benehmen sich manchmal kindisch, was sie dann ziemlich nervig erscheinen lässt.

Ich habe diese Gesellschaftskritik gern gelesen, weil sie als solches überhaupt nicht penetrant war, geschweige denn vorwurfsvoll. Viele Themen unserer Zeit wie Alltagsrassismus, Frauenfeindlichkeit und Diversität, aber auch verdienstabhängige Wertschätzung und Arbeitsverdichtung werden angesprochen, jeweils als kleiner Anschubser für weitere eigene Gedanken dazu. Dabei schwingt immer mal wieder Situationskomik mit, die den Geschehnissen ein Stückweit die Schwere nimmt. Darüber hinaus bedient sich Monica Ali einer attraktiven Sprache, die leichtgängig zu lesen ist.

Etwas kritisch sehe ich den anteilig großen Umfang zum Aufbau des Problemfeldes und die meinem Empfinden nach zu schnelle und zu harmonische Auflösung kurz vor Schluss. Beim Aufbau verliert sich die Autorin zeitweise in Nebenhandlungen, die für die eigentliche Geschichte gar nicht notwendig wären. Vielleicht übernimmt sie sich auch ein wenig, was die Gesamtanzahl an Problemen innerhalb der beiden Familien angeht. Jedenfalls wird bis kurz vor Schluss ein Berg scheinbar unlösbarer Probleme angehäuft, die sich dann in der Folge eines cleveren Schachzuges in der Handlung mehr oder weniger auflösen. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit. Wenn man diesen Fakt nicht all zu ernst nimmt, kann man hier gut unterhalten werden.