Rezension

Liebe, obwohl man sich nicht gesehen hat

Blind Date mit Möwe -

Blind Date mit Möwe
von Yvonne Struck

Bewertet mit 4 Sternen

Originelle Idee und durchaus überzeugend umgesetzt

Wie könnte es wohl sein, wenn man nur die inneren Werte einer Person kennenlernen könnte? Funktioniert das überhaupt, Gefühle für jemanden zu entwickeln, den man noch nie sehen konnte – noch nicht mal auf einem Foto?

Wenn man Blind Date mit Möwe vertrauen möchte, dann funktioniert das sogar hervorragend, bietet jedoch auch Potenzial für gewisse Konflikte. Schließlich können die liebenswerten inneren Werte ja zu einer Person gehören, die gerade deinen geliebten Arbeitsplatz abreißen will. Hört sich ziemlich skurril an, aber Lisa ergeht es in dieser Liebesgeschichte so. Sie hat die Nase voll von den klassischen oberflächlichen Dates und versucht es mit The Voice of Love, wo man seinen Datepartner nur bei 5 Telefondates via Stimme kennenlernen kann. Datepartner Jonas ist dabei kein geringerer als derjenige Architekt, der Lisas Naturschutzstation zugunsten eines Influencer-Hauses abreißen soll. Und trotz der Sympathie gibt es daher erst einmal nur Probleme, als die beiden sich im echten Leben treffen.

Eine Liebesgeschichte, die am Meer spielt und auch noch so eine originelle Geschichte hat, hat bei mir direkt Pluspunkte gesammelt. Auch die Protagonisten vor allem Lisa mochte ich sehr. Denn Lisa ist keine perfekt, wunderschöne, immer starke Frau, sondern zweifelt auch mal an sich. Sie spricht sich aber selbst Mut zu, beweist Stärke und wächst im Verlauf des Buches sogar über sich hinaus. Denn sie trau sich nicht nur, ihrem Exfreund endlich mal die Meinung zu sagen, sondern steht auch bei ihrer WG-Mitbewohnerin und bei Jonas für ihre Interessen ein. Bei Jonas mochte ich besonders seinen Umgang mit seiner pubertierenden Tochter, die mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht hat.

Der Schreibstil der Autorin hat mir auch sehr gut gefallen und ich konnte schnell in die Geschichte hineinfinden. Im Mittelteil allerdings, als die beiden sich das erste Mal in live sehen, wurde es mir etwas zu ausschweifend und hat leicht die Spannung verloren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man über so einen langen Zeitraum und so intensiv jemanden vermissen kann, mit dem man nur 5 Mal telefoniert hat. Das ist aber nur ein kleines Manko für mich und könnte etwas gestrafft werden. Alles in allem konnte mich die Geschichte aber mitnehmen und ich hatte ein schönes Leseerlebnis. Vor allem das Happy End hat mir sehr gut gefallen.