Rezension

Liebesgeschichte, Historienroman und moralischer Diskurs in einem

Das Licht zwischen den Meeren - M. L. Stedman

Das Licht zwischen den Meeren
von M. L. Stedman

Im Herbst 2016 lief der Spielfilm “Light between the Oceans” (2016) in den Kinos an. Dieser basiert auf den Roman “Das Licht zwischen den Meeren” (2013, Originaltitel: “The Light between Oceans”, 2012) von der in Australien geborenen Autorin M. L. Stedman. Das Buch war ihr Debütroman und sie konnte internationale Erfolge verbuchen und das Buch wurde in 35 Sprachen übersetzt.

Es erzählt die Geschichte des Veteranen Tom Sherbourne, der nach dem ersten Weltkrieg versucht sich in seiner Heimat Australien ein neues Leben aufzubauen. Dazu flüchtet er auf den äußersten Zipfel des Kontinents und wird Leuchtturmwärter auf der Insel Janus Rock. Dort verbringt er seine einsamen Tage mit harter Arbeit. Auf seinen Landgängen in die Stadt Partageuse trifft er immer wieder auf die junge und wunderschöne Isabel Graysmark. Die beiden werden ein Paar und es scheint, dass ihre Liebe Tom wiedererweckt. Nach einigen herben Rückschlägen schickt ihnen das Schicksal ein scheinbar mutterloses Baby, das Isabel sofort in ihr Herz schließt und Tom zu einer Entscheidung zwingt.

Der circa 450 Seiten lange Roman ist aus einer anfänglichen Kurzgeschichte heraus entstanden. Die Schriftstellerin hatte ein Bild im Kopf, von einem Mann und einer Frau an einem Leuchtturm, in dessen Nähe ein toter Mann mit einem Baby angespült wird. Daraus entstand die gesamte Geschichte. Die Liebesgeschichte und das moralische Dilemma, was sich aus diesem ersten Bild entspinnt, werden mit einem historischen Rahmen versehen. Diese Mischung ist recht gut gelungen. Die Geschichte der zwei Liebenden ist bewegend, man kann sich selber gut die Frage nach dem eigenen Handeln stellen und zudem erhält der Leser noch etwas historische Auffrischung. Doch leider reicht der Stoff nicht aus, um ihn auf diese Länge zu dehnen. So entstehen beim Lesen immer wieder Leerlaufphasen, in denen es scheinbar nicht weitergeht. Dies verleiht dem Buch eine unnötige Langatmigkeit. Glücklicherweise verliert sich diese im letzten Drittel des Buches und durch die häufigen Perspektivwechsel kommt zusätzlich Fahrt auf. So ist die erste Hälfte, die vor allem von der Entstehung der Liebesgeschichte handelt, der schwächste Teil, den man temporeicher hätte erzählen können. Der Schreibstil (übersetzt von Karin Dufner) ist angenehm, wenn auch in manchen Formulierungen zu sehr gewollt. Im Gesamten schafft es das Erstlingswerk einen interessanten moralischen und historischen Kosmos zu erschaffen, der förmlich dazu einlud, ihn auch zu verfilmen und dadurch die Möglichkeit zur Komprimierung genutzt werden konnte.

Fazit: “Das Licht zwischen den Meeren” ist der Debütroman der australischen Schriftstellerin M. L. Stedman. Er ist Liebesgeschichte, Historienroman und moralischer Diskurs in einem. Dies zu verbinden gelingt der Autorin vor allem im letzten Drittel gut. Davor aber braucht der Roman zu lange, um an Fahrt aufzunehmen und passt sich somit leider dem innewohnenden Tempo der Geschichte an, die auch auf 200 Seiten ausreichend hätte erzählt werden können.

Doreen Matthei - testkammer.com