Rezension

Love Interest außerhalb der Klischees & toughe Protagonistin

Raven Stone - Wenn Geheimnisse tödlich sind
von Joss Stirling

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn du ein Buch suchst, in dem der Love Interest weder der charmante Mädchenschwarm noch der attraktive aber unnahbare Bad Boy ist, dann darf ich dir hiermit dieses Buch empfehlen. Kieran Storm ist zwar durchaus gutaussehend und hat auch ein gewisses Geheimnis, aber er stellt eher den hochintelligenten, sozialinkompetenten Streber dar. Was mich im ersten Moment noch ein wenig irritierte, wurde zu einer äußerst angenehmen Abwechslung.

 

Irrtümlich war ich anfangs der Meinung gewesen, es handle sich um Urban Fantasy. (Vermutlich, weil es ein paar Urban-Fantasy-Bücher mit einer ähnlichen Grundidee gibt ...) Tatsächlich kommt das Buch aber ganz gut ohne Fantasy klar und ist mehr so die Agenten-Story - kein Genre, mit dem ich sonderlich vertraut bin, aber mal was Anderes. Die Grundidee ist absolut nicht neu - dunkle Geheimnisse an einem Elite-Internat -, wurde jedoch unterhaltsam und spannend umgesetzt.

Das Ende ist abgeschlossen und ich schätze, es handelt sich um einen Einzelband - auch das ist eine willkommene Abwechslung.

 

Die Handlung wird sowohl aus Ravens als auch aus Kierans Sicht erzählt, was dazu führte, dass der Leser ziemlich schnell hinter Kierans Geheimnis kommt und außerdem immer über die Sichtweisen beider informiert ist. Was manchmal ein wenig langweilig sein kann, war hier durchaus interessant, da beide sehr angenehme Erzähler sind und ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehbar dargestellt werden. Außerdem tragen die unterschiedlichen Handlungsverläufe zu dem Aufbau der nicht geringen Spannung auf.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht humorvoll und wie bereits erwähnt waren mir Kieran und Raven sehr sympathisch.

 

Raven ist ein mutiges Mädchen, das sich trotz einer ziemlich traurigen Vergangenheit (oder gerade deshalb?) nicht unterkriegen lässt und sich auch von den Attacken ihrer Mitschüler nicht einfach demütigen lässt. Sie ist eine Kämpferin getreu dem Motto harte Schale, weicher Kern und ich mochte es, dass sie nicht anfängt zu jammern oder sich in Selbstmitleid zu suhlen, wie man es bisweilen von den YA-Protagonistinnen gewohnt ist.

Zu Kieran habe ich ja bereits am Anfang etwas gesagt - es war definitiv eine Abwechslung, und auch wenn ein Nerd auf den ersten Blick ein wenig unattraktiv erscheinen mag, so war er doch oft irgendwie süß. Denn man merkt, dass sich hinter seinem logischen Denken noch mehr verbirgt.

Andere Charaktere ins Besondere die „Bösen“ waren leider ein wenig blasser und das Ganze war oft ein wenig durchschaubar, wenn auch nicht weniger spannend, da es immerhin ein paar ausweglos erscheinende Situationen gibt.