Rezension

Mau Loa – Für immer

Jeder deiner Atemzüge -

Jeder deiner Atemzüge
von Alexandra Fischer

Bewertet mit 5 Sternen

„Trotzdem wird er für mich immer der eine Mensch sein, den ich am meisten liebe. Für jeden seiner Atemzüge.“

„Jeder deiner Atemzüge“ ist ein Young Adult Roman von Alexandra Fischer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien im März 2021 bei Books on Demand.

Allie ist 12 Jahre alt, als sie Kale bei ihren Großeltern auf Kauai kennenlernt. Bereits jetzt ist ihr klar, dass diese Verbindung etwas Besonderes ist. Doch Kales Leidenschaft, das Apnoetauchen sowie die verschiedenen Lebensorte der beiden erschweren die Beziehung sehr. Kale stellt seinen Lebenstraum über alles, wird Allie stark genug sein, ihn immer wieder beim Tauchen zu unterstützen und zeitgleich an zweiter Stelle zu stehen…?

Allies und Kales Geschichte wird rückblickend aus Allies Perspektive beschrieben. Sie berichtet, wie sie ihre „ersten Male“ mit Kale erlebt hat und wie sich ihre Gefühle zueinander immer mehr entwickelt und aufgebaut haben. Der Roman beginnt im Sommer 2004 und endet schließlich im Sommer 2018. Die großen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sind dabei absolut nicht störend, da Allie diese Zeiten bewusst auslässt und sich auf Kale und sich konzentriert, Lücken aber ebenfalls kurz und knapp zusammenfasst.

Allie bleibt nach dem Verschwinden ihrer Schwester Tara unsicher zurück. Die Frage, was mit Tara passiert ist, quält sie und niemand spricht wirklich mit ihr darüber. Um sie abzulenken schicken ihre Eltern sie in den Sommerferien nach Kauai zu ihren Großeltern. Allie ist alles andere als begeistert von diesem Urlaub, denn auch auf Hawaii erinnert sie alles an ihre Schwester.

Sie ist insgesamt eher zurückhaltend, teilweise sogar spießig und vor allem hasst sie Veränderungen. Sie ist gern für sich allein und der Trubel auf der Insel sagt ihr ebenfalls gar nicht zu. Hier dreht sich nämlich alles um Ohana – die Familie – und nahezu jeder scheint sie zu kennen und begrüßen zu wollen. In diesem Sommer lernt sie aber schließlich auch Kale kennen. Den etwas seltsamen Jungen, der stark mit dem Meer verbunden zu sein scheint und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mit Allie hat. Dennoch schafft er es, sie aus ihrem Kokon herauszuholen und seine Begeisterung und Lebensfreude auf Allie zu übertragen.

Diese Eigenschaft von Kale hat mich besonders fasziniert. Er ist so voller Fröhlichkeit und Charme, dass man ihm eigentlich nichts wirklich übelnehmen kann. Selbst, wenn er mal wieder alles um sich herum vergisst, weil er taucht oder anderweitig mit den Gedanken unterwegs ist, schafft er es mit seiner Begeisterung rasend schnell, einen von dem Ärger über ihn abzulenken.

Die Darstellung der Geschichte und ihrer Figuren ist Alexandra Fischer absolut authentisch gelungen. Allies Gedanken sind ihrem Alter angepasst und verändern sich entsprechend. Der Roman, der nicht nur von der großen Liebe erzählt, sondern auch vom Erwachsen werden und dem Umgang mit der Familie, stellt bildlich und realistisch dar, welche Emotionen, Sorgen und Gedanken einen in der Jugend auf dem Weg zum Erwachsenwerden umtreiben. Das Auflehnen gegen die Eltern, das Austesten von Grenzen und die eigene Entwicklung sind an Allie wunderbar erkennbar und ich selbst konnte mich an so mancher Stelle in ihr wiederfinden.

Gefallen hat mir zudem ihre Entwicklung. Das junge und eher zurückhaltende Mädchen entwickelt sich zu einer jungen Frau, der sehr klar ist, was ihre Träume und Ziele sind und diese dann auch entgegen dem Willen ihrer Eltern durchsetzt. Auch die Unterstützung, die sie Kale schließlich beim Apnoetauchen leistet, ist bemerkenswert. Viele Romanabschnitte handeln von diesem Sport und meine anfängliche Begeisterung davon legte sich sehr schnell, als ich erkannte wie riskant das Tauchen eigentlich ist. Die Darstellung des Apnoetauchens ist sehr gut, sodass man einen guten Einblick bekommt, auch wenn man bisher keine weiteren Berührungspunkte mit diesem Sport hatte. Die Autorin beschreibt anschaulich, was für Gefahren für die Taucher entstehen und welche Risken sie immer wieder eingehen. Trotzdem kann ich auch verstehen, was die Athleten dazu treibt und gerade bei Kale wird deutlich, dass er einfach mit dem Meer verbunden ist und nicht anders kann. Es ist eine Sucht, die ein Außenstehender eigentlich nicht verstehen kann. Auch Allie tut sich sehr schwer damit und versucht dennoch immer an Kales Seite zu sein. Ihre Angst konnte ich nahezu mit den Händen greifen und habe beim Lesen selbst einige Ängste ausstehen müssen. Das Tauchen ist schließlich auch Allies größte Konkurrenz und ob sie sich dagegen behaupten kann, solltet ihr unbedingt selber nachlesen!

Nichts an dem Roman ist oberflächlich oder unüberlegt. Alle Themen sind gut recherchiert und dargestellt, Gedanken und Gefühle nachvollziehbar. Auch der Fokus auf die Familie ist gut gesetzt und wunderschön dargestellt und thematisiert. Der Schreibstil ist mitreißend und eingängig, die Erzählung aus Allies Sicht ist unglaublich emotional und ich habe sehr mit ihr mitgefühlt. Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn innerhalb von einem Tag nahezu verschlungen. Auch die Handlungsorte sind sehr anschaulich beschrieben und gerade Kauai hat mir sehr gut gefallen.

Sehr schön fand ich zudem die Einblicke in die hawaiianische Kultur, die immer wieder einfließen und so manche Lebensweisheit mitbringt. Auch der Romantitel wird immer wieder aufgegriffen und passt für mich einfach perfekt zur Geschichte!

Mein Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass der Roman mich absolut gefesselt hat. „Jeder deiner Atemzüge“ ist ein wundervoller Young Adult Roman, der die große Liebe, das Erwachsen werden und den Umgang mit eigenen und fremden Träumen beschreibt. Er ist unglaublich emotional und authentisch, weshalb ich ihn in kürzester Zeit durchgelesen habe und mit 5 von 5 Sternen eine absolute Leseempfehlung ausspreche!