Rezension

Mehr, als es scheint

Alles gut -

Alles gut
von Cecilia Rabess

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ist wirklich alles gut?

Alles gut! Zwei Worte, die im Laufe des Romanes immer wieder fallen. Doch ist wirklich alles gut? Das Cover scheint das Gegenteil zu zeigen und wer den Roman ließt, wird sehen, dass Erdbeeren eine wichtige Rolle spielen.

Wie oft sagen wir die Worte des Titels im Alltag, dabei verbirgt sich noch so viel anderes dahinter. Genau darauf spielt dieser Roman clever an. Ein Vater, der behauptet, alles sei gut, dabei hat er Krebs im Endstadium, was er seiner Tochter verschweigt. Jess, die ihren Job verloren hat, bei ihrem Freund, den sie ihrem Vater verheimlicht, behauptet ebenfalls, alles sei gut. Die kleine Lüge, die wir verwenden, um die Wahrheit zu verschweigen, aus Scham oder Selbstzweifeln.

Der Roman begleitet Jess in ihren ersten Schritten durchs Berufsleben und bei wichtigen Entscheidungen, wie ihre Zukunft verlaufen soll, auch ein Stück weit, wer sie sein möchte. Immer wieder blitzen durch nur einen kleinen Gedanken, eine dahergesagte Aussage Erinnerungen in ihr auf, die uns beim Lesen dann schnell in ihre Vergangenheit versetzen. So erfahren wir auch mehr und mehr, wie sie mit Alltagsrassismus zu kämpfen hat, warum sie struggelt, einen weißen und republikanischen Freund zu haben, warum sie in der Finanzwelt sich nicht so wohl fühlt, obwohl dort das große Geld wartet, von dem sie später auch in der Beziehung mit Josh teilweise profitiert. Warum sie das Gefühl hat, sich immer wieder lautstark verteidigen zu müssen und Dinge von einer ganz anderes Seite beleuchtet, als der Sprechende eigentlich meinte. Das macht auch die Beziehung zwischen ihr und Josh schwierig.

Beide Figuren, Josh und Jess haben für mich sympathische Züge, aber auch engstirnige Meinungen und Verhaltensmuster. An den Schreibstil musste ich mich ein wenig gewöhnen, aber die Übergänge zu den Erinnerungen, also die Sprünge in die Vergangenheit fand ich sehr gut. 

Besonders imposant fand ich, dass neben Wirtschaft und Journalismus auch politische Themen eingewoben wurden. So geben zwei Präsidentschaftswahlen den Rahmen der Handlung, es beginnt mit der Wahl Obamas als geschichtsträchtiges Ereignis und endet mit der Wahl Trumps und dem Versprechen von Josh an Jess und vielleicht auch in der Übertragung für Amerika: alles (wird) gut.