Rezension

Mein Leseeindruck

Die Strandräuberin - Ines Thorn

Die Strandräuberin
von Ines Thorn

Bewertet mit 4 Sternen

~~Bevor ich den Titel wahrgenommen hatte, fiel mir diese rennende Frau ins Auge. Sie scheint dem Schiff erwartungsvoll entgegen zu laufen. Tolle Farben, tolle Szene

Da der erste Satz (laut Forschung) über Gefallen oder Missfallen entscheidet, möchte ich ihn nicht unerwähnt lassen: Es war Herbst geworden.

Kommen wir zum Inhalt: Das Buch gliedert sich in zwei Teile mit insgesamt 32 Kapiteln, sowie einem Prolog und einem Epilog. Beginn der Geschichte ist 1711 auf Sylt. Hier macht schon der Prolog sehr deutlich, mit welchem Leid die Küstenbewohner leben mussten. Nicht nur, dass viele Seefahrer nicht mehr von der Reise zurück kamen, sondern auch die Situation derer, die keinen Mann oder keine Familie hatten. Armut, Hunger, Elend. Hier blieb dann oft nur der Diebstahl. Warten auf ein auflaufendes Schiff, dem man die Ladung klauen konnte.

Sehr schnell lernt der Leser Jördis kennen. Jördis ist 16 und lebt bei ihrer Großmutter. Zwar nicht reich, aber zufrieden, leben die beiden in einem kleinen Dorf. Leider sind die beiden dem Pfarrer ein Dorn im Auge, da Jördis Großmutter den Göttern glaubt und nicht den christlichen Glauben hat, den der Pfarrer der Gemeinde darbringen möchte. Um seinen Willen durchzusetzen setzt er sogar seine Tochter gegen Jördis ein. Und das, obwohl die beiden einst dicke Freundinnen waren. Aber da gibt es noch Arjen, der Jördis gerne zur Frau möchte. Wäre da nicht Inge.

Sehr schön beschreibt die Autorin die Umgebung und die Bewohner des kleinen Dörfchen. Da ist von weißgekalkten Friesenhäusern die Rede, mit der blau gestrichen Haustür, die mit Blumen und Ornamenten verziert ist. Ohne große Mühe, hatte ich mit den Beschreibungen sofort ein Bild vor Augen, dass eigentlich Harmonie verströmte. Umsomehr nahm natürlich meine Abneigung gegen den Pfarrer zu. Denn er wurde ganz bewusst recht kühl gehalten, so dass seine Machenschaften stets von Dunkelheit und Kälter umlagert waren. Auch die Beschreibung seiner Tochter Inge wurde immer kühler, so dass auch hier die Abneigung schnell zu nahm.

Sehr interessant fand ich auch die Beschreibungen des Orakel bzw. der Runen. Die Bedeutungen der einzelnen Runen hatte mich fasziniert. Sehr gut recherchiert und aufbereitet. Auch als Inge die eine Rune an sich genommen hatte, war sofort die Verbindung zu Unheil. Sehr emotional beschrieben!

Aber auch die Legende von Rungholt berührt mich immer wieder. Auch hierauf wird nochmal explizit eingegangen.

Fazit:

Der Titel ist etwas irreführend. Der suggeriert, dass diese Sreandräuberin alleine tätig ist. Das ist sie aber bei weitem nicht. Titel wie: "Jördis und die Rune" ... wäre treffender gewesen. Wohl auch deshalb, weil der Leser erst ab etwa Mitte des Buches erfährt, was es mit dem Titel auf sich hat. Bs dahin ging es vielmehr um die beiden Mädchen Jördis und Inge. Der Rückentext des Buches erklärt m.E. viel zu viel und letztendlich fast die gesamte Story.  Dennoch hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Spannung und gute Unterhaltung im richtigen Maß.

 Sollte ich irgendwann mal wieder zwei Raben in den Bäume sehen, werde ich daran denken, dass sie Odin alles wichtige erzählen werden