Rezension

Mir fehlten die Emotionen - einfach schade!

Dear Sister -

Dear Sister
von Klara Robert

Bewertet mit 1.5 Sternen

Achtung: Band 1 einer Reihe mit Cliffhanger!

 

Die Zwillinge Joe und Jenna stehen einander sehr nah, sie sind ihr jeweiliger Ruhepol, ihr sicherer Hafen. Trotzdem sind sie eben auch Geschwister und streiten sich auch mal. Vor allem wenn es um Jennas Freund Mark geht. Irgendwie stört es Joe immens, dass Jenna ausgerechnet mit diesem Idioten zusammen ist. Gut, es würde ihn auch stören, wenn es ein anderer Typ wäre. Immerhin ist sie seine kleine Schwester. Das hat gar nichts mit den seltsamen Gefühlen zu tun, die er plötzlich in Jennas Nähe empfindet. Ganz sicher nicht. Das darf einfach nicht sein.

 

 

Ich hatte mir bei der Thematik „Geschwisterliebe“ ein Buch erwartet, dass getragen wird von dem emotionalen Konflikt einer Liebe, die ein gesellschaftliches Tabu darstellt. Verstärkt wird das ganze durch die Tatsache, dass Joe und Jenna nicht nur Geschwister, sondern sogar Zwillinge sind. 

Doch leider ist dieses Buch ganz und gar nicht emotional. 

 

Das Buch ist aus der Erzählerperspektive geschrieben, was wie ich finde, bei dieser Thematik gar nicht passt. Der Erzählstil ist zu distanziert. Die Gefühle von Joe und Jenna, vor allem hinsichtlich der Gefühle die „mehr“ sind als sie sollten, kommen für mich zu kurz.

 

Joe und Jenna waren mir nicht unsympathisch, sympathisch aber leider auch nicht. Ich fand sie viel zu „jung“, oft benahmen sie sich kindisch und unreif und wirkten auf mich eher wie maximal 13. Irgendwie wirkten die Dialoge auf mich steif und „unecht“. Den Großteil der Handlung – vor allem die Entwicklung der Charaktere – konnte ich komplett vorhersehen. Hier hat mich das in der Hinsicht gestört, dass alles da war, aber gefühlt absichtlich ignoriert wurde. Die Rollen im Buch sind ebenso klar verteilt, wie in der Familie von Joe und Jenna.

 

Für mich hat sich die Handlung bis auf wenige Stellen sehr gezogen. Ich habe immer darauf gewartet, dass jetzt endlich etwas passiert, mehr Emotionen kommen, man mit Joe mitleidet, als ihm klar wird, dass er Jenna wirklich liebt. Aber das alles blieb so oberflächlich, dass es mich nicht erreichen konnte. 

Dadurch, dass man nur selten einen Einblick in die Köpfe der Protagonisten erhielt, war vieles unverständlich. Zum Beispiel Jennas Beziehung mit Mark. Sie hält verbissen an ihm fest – aber warum? Er behandelt sie wie Dreck, aber sie verteidigt ihn ständig. Man erfährt aber auch nicht, was sie für ihn empfindet. Sieht sie das wirklich vor lauter Liebe nicht, oder was geht in ihr vor? Das bleibt zu lange im Dunkeln.

Erst gegen Ende kommen die „richtigen“ Emotionen ans Licht. Es wird emotional und dramatisch und spannend – aber für mich kam das viel zu spät.

 

 

Fazit: Leider konnte das Buch meinen Erwartungen nicht gerecht werden. Ich fand es langatmig und durch den Erzählstil blieb ich auf Distanz zu den Protagonisten. Genau das, was ich als sicher vorausgesetzt habe – nämlich eine emotionale Achterbahnfahrt – blieb mir bis wenige Seiten vor Schluss verwehrt. Die Protagonisten wirkten auf mich extrem jung und gingen mir auch immer wieder auf die Nerven.

 

Ich finde es schade, dass das Buch in eine andere Richtung ging als erwartet. Ich finde das Thema sehr wichtig und interessant, gerade weil es ein Tabu ist und in der Literatur noch sehr selten zu finden ist. Ich hatte gehofft auf eine emotionale Reise mitgenommen zu werden. Leider bin ich wohl an der falschen Haltestelle ausgestiegen.

 

Von mir bekommt das Buch 1,5 Sterne, weil das Ende wirklich deutlich besser war als der Rest und die Grundidee gut war. Die Umsetzung war aber leider nicht meins.