Rezension

Verbotene Liebe

Dear Sister -

Dear Sister
von Klara Robert

Bewertet mit 4 Sternen

Kontroverses Thema gut umsetzt

„Dear Sister“ von Klara Robert ist der Auftakt zu einer ungewöhnlichen Dilogie, die ein Tabuthema in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

Joe und Jenna sind siebzehnjährige Zwillinge, die eine lebenslange enge Vertrautheit verbindet. Sie streiten sich zwar ständig, wie gewöhnliche Geschwister, aber das ständige Bedürfnis, dem anderen nahe zu sein, unterscheidet sie auch von anderen. In letzter Zeit merkt Joe, dass sich seine Gefühle für seine Zwillingsschwester immer mehr verändern. Er sieht sie in manchen Situationen inzwischen mit anderen Augen, die mit brüderlicher Liebe immer weniger zu tun haben. Joe ist überwältigt von den tiefen Emotionen, die offiziell nicht sein dürfen und die sich trotzdem nicht vollständig unterdrücken lassen.

 

Klara Robert greift mit ihrer Geschichte ein sehr kontroverses Thema auf, was in einer konventionellen Lovestory in dieser Form wahrscheinlich nicht zu finden ist. Dieser Balanceakt ist wirklich schwierig und ich bewundere die Autorin, dass sie sich tatsächlich an diese Herausforderung herangewagt hat.

Die Handlung wird von einem neutralen Erzähler in der dritten Person erzählt, woran ich mich erst ein paar Kapitel lang gewöhnen musste. Danach ist es aber absolut kein Problem mehr.

Joe steht, wie der Titel schon vermuten lässt, im Fokus des ersten Bandes. Da verwundert es nicht, dass ich mich ihm viel mehr verbunden gefühlt habe, als Jenna. Seine gesellschaftlich und moralisch nicht erlaubten Gefühle kommen nicht über Nacht, sondern entwickeln sich ganz langsam und unerwartet, was ich persönlich als sehr gut beschrieben empfand. Seine innere Zerrissenheit und die Kämpfe, die er mit sich ausfechten muss, wirken authentisch und nachvollziehbar.

Jennas Emotionen gehen momentan noch nicht in die Tiefe und bleiben zunächst oberflächlich. Hier hoffe ich auf den zweiten Teil, der ihre Beweggründe wohl deutlicher und verständlicher machen wird. Bisher bleibt sie ein widersprüchlicher und nicht immer sympathischer Charakter, auf dessen Entwicklung ich aber gespannt bin.

Die Autorin tastet sich eher langsam an die sich wandelnde Geschwisterbeziehung heran, was ich persönlich gut fand. Grenzen werden hier maximal zart ausgelotet und ich bin neugierig, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird. Nicht nur der fiese Cliffhanger sorgt für einige offene Fragen, die die Fortsetzung hoffentlich beantwortet.

 

Mein Fazit:

Das sensible und nicht einfache Thema wurde meiner Meinung nach bisher gut umgesetzt, auch wenn nur der zweite Band das Gesamtbild komplett vervollständigen kann. Von mir gibt es erstmal gern eine Leseempfehlung und sehr gute 4 von 5 Sternen mit Tendenz nach oben.