Rezension

Mir hat's gefallen, man muss aber mit dem Schreibstil klarkommen

Spademan
von Adam Sternbergh

Bewertet mit 4 Sternen

“Ich töte Männer. Und ich töte Frauen. Denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.”

Nach diesem zugegeben sehr kurzen Klappentext hatte “Spademan” mein Interesse. Ich mag diese trockene, morbide Sachlichkeit, unter deren Oberfläche ungewollt Humor mitschwingt. Für mich stand fest: Dieses Buch möchtest du lesen!

Spademan, dessen richtigen Namen der Leser nie erfährt, lebt in einem New York in nicht allzu ferner Zukunft. Eine schmutzige Bombe am Times Square hat die Stadt ruiniert. Die Hälfte seiner Bewohner sind gestorben oder umgezogen. Gerade Manhatten ist stellenweise verwaist. Nur in den Unterschlüpfen der Superreichen existiert noch Leben, das jedoch virtuell geführt wird. Und dann gibt es natürlich noch die Arbeiterschicht, die irgendwie versucht über die Runden zu kommen. In diesem Ausnahmegebiet geht Spademan seinem Beruf nach. Spademan ist Müllmann. Früher war er das wirklich, doch auch heute entsorgt er den Müll. Er braucht nur einen Namen und seine Bezahlung. Doch bei seinem neuesten Auftrag läuft alles aus dem Ruder und Spademan muss sich um Müll kümmern, der scheinbar einige Nummern zu groß für ihn zu sein scheint.

Adam Sternberghs Roman ist nicht für jeden etwas. Der Schreibstil ist sehr trocken, die Sätze auf das Nötigste gekürzt. Die Geschichte wird aus Sicht von Spademan in der Ich-Perspektive erzählt, wörtliche Rede gibt es zwar, jedoch ist diese nicht gekennzeichnet. Wenn einen die Geschichte vom Inhalt interessiert, dann sollte man auf jeden Fall mit einer kostenlosen Leseprobe schauen, ob man mit diesem Stil klarkommt.
Mir hat er gefallen, denn er zeigt sehr gut die Gleichgültigkeit auf, mit der Spademan sein Leben bestreitet. Gleichzeitig schafft es der Autor aber auch der Geschichte Tiefgang und seinem Protagonisten Hintergrund und Charakter zu verleihen. Man muss teilweise etwas zwischen den Zeilen lesen, doch mich hat das Geschehen in seinen Bann gezogen.

Spademan scheint zuerst sehr abgeklärt. Er geht seinem selbstgewählten Job nach, sieht sich nur als Werkzeug während der Morde, die er verübt. Doch nach und nach werden seine Hintergründe geschildert. Warum scheint er so gefühlskalt, was hat ihn zu einem Killer gemacht? Teilweise in ihrer Nüchternheit umso drastischere Erlebnisse werden erzählt und werfen ein anderes Licht auf ihn.
Zudem tötet Spademan diskriminierungsfrei, dennoch weigert er sich Kinder zu eliminieren. Dies tun nach seiner Meinung nur Psychopathen. Als es bei seinem aktuellen Auftrag diesbezüglich Probleme gibt und sein Auftragsgeber zudem noch ein sehr hohes, einflussreiches Tier ist, verstrickt er sich immer mehr in Machenschaften, die teilweise unlösbar erscheinen.

Das Buch spielt zudem in einer Zukunft, die ich nicht unbedingt als lebenswert empfinde. Außerhalb New Yorks läuft das Leben zwar einigermaßen normal weiter, es gibt jedoch die sogenannte Limnosphäre. Das Internet ist mittlerweile veraltet, Menschen stöpseln sich vollkommen in das neue Datennetz ein und verbringen dort Zeit oder gar fast ihr ganzes Leben. Kritisch wird hier beäugt, was so eine für uns ja durchaus mögliche Zukunft für Folgen hätte.

Ich fand “Spademan” sehr gut. Die Geschichte war spannend, teilweise hart und heftig, aber auch emotional und regt zum Nachdenken an. Man muss mit dem Schreibstil klarkommen, aber wenn man dies tut, ist dieses Buch definitiv lesenswert.