Rezension

Mittermann gegen Mittermann

Das fünfte Opfer (Krimi) - Bettina Wagner

Das fünfte Opfer (Krimi)
von Bettina Wagner

Vier Morde an Prostituierten halten Wien in Atem. Als die Fahndung des Kommissars Helmut Mittermann im Sande verläuft, wird seiner ehrgeizigen und mittlerweile sehr erfolgreichen Frau Marlies dieser Fall übertragen. Aber nicht nur bei der Arbeit fliegen ab nun die Fetzen, auch Privat steht es um ihre Ehe nicht zum Besten – erst recht nicht, nachdem Marlies nach sieben Ehejahren die Scheidung einreicht. Zunächst scheint das Glück auf der Seite der Kommissarin zu sein: Sie kann nach kurzer Zeit den Mörder der Frauen dingfest machen und hinter Gitter bringen. Als der Verdächtige am nächsten Morgen allerdings erhängt in seiner Zelle aufgefunden wird, aber in derselben Nacht ein fünfter Mord, der den vier vorherigen gleicht, begangen wird, ist guter Rat teuer. Kann Marlies sich behaupten und trotz der Sabotage durch ihren Ehemann Helmut diesen Fall lösen?

Das Cover konnte mich überzeugen: Der Titel des Buches fügt sich sehr gut in den schwarzen Hintergrund ein und sticht damit ins Auge der potenziellen Leser und auch das Bild passt gut zu dieser Art der Geschichte.

Da ich schon seit längerer Zeit keinen Krimi mehr gelesen hatte, war ich zu Beginn etwas mit der Flut an Namen (vor allem mit dem Anfangsbuchstaben P) und den Ortsbeschreibungen etwas überfordert, was sich allerdings nach einigen gelesenen Seiten gelegt hat. Das ein oder andere umgangssprachliche österreichische Wort wird mittels Glossar erläutert, als normalerweise hochdeutsch sprechende Leserin hatte ich also keinerlei Probleme der Handlung zu folgen.

Insgesamt war der Schreibstil der Autorin flüssig. Als Leserin konnte ich einmal abgesehen von den oben geschilderten kurzzeitig bestehenden Schwierigkeiten der Geschichte sehr gut folgen. Die Erzählung schildert die Eindrücke über den Fall aus Marlies Sicht: Die Höhen und Tiefen während der Ermittlungen, ihre noch immer bestehenden Gefühle für ihren Ehemann Helmut, ihr Wille auch als Frau in einer eher von Männern dominierten Berufssparte Fuß zu fassen und nicht nur als die Tochter des Innenministers abgestempelt zu werden. Man merkt schnell, dass sie in der Lage ist sich durchzusetzen und sich nicht gerne vorschreiben lässt wie bestimmte Dinge laufen sollen. Hat mir sehr gut gefallen!

Als nach 30 Seiten der Fall scheinbar schon fast gelöst war, war ich zunächst doch irritiert und irgendwie hat es mich etwas gestört, dass der Täter so schnell gefasst wurde. Der darauffolgende Teil des Buches konnte mich allerdings wieder für sich einnehmen. Zwar war mir schon recht früh klar, wer der Mörder sein muss, das Düstere und die Abgründe über die dieser Krimi erzählt konnten mich aber so in ihren Bann ziehen, dass ich darüber hinwegsehen konnte.

Das Ende war in meinen Augen etwas zu kurz gehalten und einige Handlungsstränge wurden meiner Meinung nach nicht ausreichend weitergeführt.

Fazit: Ein Krimi, der mich über weite Strecken überzeugen konnte, aber nicht hundertprozentig meinen Geschmack getroffen hat.