Rezension

Wenn der Leser den Täter innerhalb kürzester Zeit ermittelt hat ...

Das fünfte Opfer (Krimi) - Bettina Wagner

Das fünfte Opfer (Krimi)
von Bettina Wagner

Bewertet mit 2.5 Sternen

In Wien geht ein Prostituiertenmörder um. Die Polizei hat keine heiße Spur, Bevölkerung und Presse drängen auf Aufklärung. Marlies Mittermann bekommt den Fall übertragen, damit er noch einmal mit anderen Augen betrachtet werden kann, der vorher Zuständige ist leider ihr Noch-Ehemann, der, da Marlies gerade die Scheidung eingereicht hat, sowieso nicht gut auf sie zu sprechen ist. Doch nun müssen sie zusammenarbeiten und bald scheint es einen Durchbruch zu geben …

Der Roman wurde 1994 bereits unter Pseudonym veröffentlicht. Man merkt, dass die Geschichte nicht mehr ganz aktuell ist, so wage ich zu behaupten, dass die Ablehnung gegenüber Frauen im Polizeidienst heutzutage wesentlich geringer ausfallen dürfte.

Marlies ist leider keine sehr sympathische Ermittlerin, mit ihr zu fühlen oder gar zu leiden, ist fast nicht möglich. Sie stammt aus reichem Haus und lässt sich von ihrem Vater die Miete ihrer teuren Wohnung bezahlen, ihr Vater ist sehr einflussreich und setzt dies auch zu ihren Gunsten ein, ist aber weder mit Marlies Beruf, noch mit ihrem Ehemann glücklich. Marlies selbst ist sehr ehrgeizig, will die Beste in ihrem Job sein, gerade, weil die Männer sie nicht anerkennen. Das wirkt sich auch auf ihre Ermittlungsarbeit aus, sie handelt nicht immer nach allen Regeln, sie beißt sich an einem einmal gefundenen Verdacht fest, auch wenn der jeder Grundlage zu entbehren scheint oder nur von schwachen Indizien gestützt wird und versucht alles, ihn zu bestätigen. Als Leser kommt man weder Marlies, noch den anderen Charakteren nahe, sie werden zu reduziert und wenig zugänglich gezeichnet.

Der Fall könnte interessant sein, wenn man als Leser nicht nach kürzester Zeit schon ahnt, wer der Täter ist (bei mir war es ungefähr bei 15 % des Ebooks), nein, es ist, zumindest war es in meinem Fall so, mehr als eine Ahnung, es ist schon Gewissheit, ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass mein Verdacht falsch sein könnte, er lag einfach zu nahe – und bewahrheitete sich schließlich auch. Beabsichtigt ist das offensichtlich nicht. Überraschungen und Spannung gibt es daher nicht, einzig die Frage, wann kommt Marlies endlich darauf und was wird dann passieren, hält einen am Lesen. Die Ermittlungsarbeit ist kaum der Rede wert, ich habe mich mehr als einmal gefragt, warum dies oder jenes nicht näher untersucht wird.

Immerhin lässt sich der Roman flott lesen, ist nicht allzu lang und bietet etwas Lokalkolorit, vor allem durch die Sprache.

Mich hat der Roman sehr schnell enttäuscht. Der Plot klingt ganz interessant, der Roman ist es dann leider nicht. Von mir gibt es daher nur 2,5 Sterne, die ich ausnahmsweise nicht aufrunden möchte und leider auch keine Leseempfehlung.