Rezension

Mord ist ihr Hobby

Radieschen von unten - Frida Mey

Radieschen von unten
von Frida Mey

Mord ist ihr Hobby

Undurchdringbares Chaos gibt es für Elfie Ruhland nicht, sondern nur Unordnung, die es schnellstmöglich aufzuräumen gilt. Während die Protagonistin bei ihrem neuen Job die Steuerunterlagen für das Bestattungsunternehmen „Pietas“ sortieren will, traut sie ihren Augen über so viel Schludrigkeit nicht. Juliane Knörringer, Chefin und Hausdrachen, die sonst die perfekte Vorzeigedame gibt, hat die Papiere und Scheine über die letzten Monate hinweg wie ein Messie in allen möglichen Kartons im Keller gesammelt und keinerlei Überblick darüber. Elfies Arbeitsplatz, ein Gartentisch in einem winzigen Büro, passt zudem überhaupt nicht zu dem luxuriösen Foyer mit edlen Särgen aus aller Welt. Als die Protagonistin an ihrem ersten Tag Zeuge eines lautstarken Disputs wird, beschließt sie, den schimpfenden Rentner mit der ungehörigen Beschuldigung, dass die Rechnung für die Beerdigung seiner Frau getürkt sei, zu beobachten und zur Not auch einen Schritt weiterzugehen – einige Stunden später ist Jo Wilfert mausetot.

Es ist immer schwierig bei einer Reihe nicht mit dem ersten Teil zu beginnen und so gingen einige Insider-Witze, ohne das Vorwissen von „Manchmal muss es eben Mord sein“, leider an mir vorüber. Deshalb wusste ich beispielsweise lange nicht, dass Ludwig, Elfies Verlobter, schon seit 30 Jahren tot und begraben ist und sie mit ihm per Grablicht kommuniziert. Das oft erwähnte rote Notizbuch erschließt sich mir auch erst kurz vor dem Ende komplett, was aber nicht daran rütteln konnte, dass ich Elfie trotzdem als eine imposante Erscheinung mit einer gesunden Prise Gerechtigkeitssinn wahrgenommen habe. Ihre ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung, welche gewisse unliebsame Menschen, die in der Nähe von Elfie sind, wie durch einen Unfall aus dem Leben reißt, gibt dem Titel der 80er Jahre Serie „Mord ist ihr Hobby“ eine ganz neue Bedeutung. Für mich hatte das Buch aus diesem Grund einen hohen Unterhaltungswert, auch weil wir (und zu ihrem Glück auch die Polizei) einer netten älteren Dame diese kriminelle Energie normalerweise nicht zutrauen würden.

Dieser Bestatter-Krimi ist durch viele ulkige Charaktere im Zusammenspiel mit Elfies forscher und ergebnisorientierter Art sehr kurzweilig, obwohl sie gerne noch häufiger die Initiative ergreifen sollte – wie in der letzten Balkon-Szene. Dem aufmerksamen Leser wird zwar ziemlich früh klar, dass die Täterfrage nicht schwierig zu beantworten ist, wenn man den Anspruch an eine spannende Ermittlungsarbeit aber abschaltet, wird man kaum enttäuscht werden und sich selbst plötzlich über Radieschen schmunzeln sehen. Allen anderen, die trotzdem meckern, streckt Mops Amadeus einfach weiterhin vom Cover die Zunge heraus.

Mein Fazit: Leg dich niemals mit einem Senioren an, denn gemordet wird immer und in allen Generation.