Rezension

Mutter und Tochter, zwei starke Frauen

Die Unternehmerin von Amsterdam -

Die Unternehmerin von Amsterdam
von Simone van der Vlugt

Bewertet mit 3 Sternen

Von der titelgebenden Unternehmerin und ihren verwirklichten Plänen ist leider nur im ersten Teil des Buches die Rede. Schade!

Amsterdam 1892: Nach dem Tod ihrer Eltern findet Lydia Oorthuys im Schreibtisch ihres Vaters Pläne für den Bau einer Käsefabrik, die er mit einem Bauern namens Huib Minnes aufbauen wollte. Um mehr über Huib und die geplante Fabrik zu erfahren, sucht sie ihn auf seinem Hof auf. Lydia ist beeindruckt von Huibs fortschrittlichen Gedanken über die Käseherstellung - und auch der Mann selbst weckt ihr Interesse. Kurze Zeit später lernt sie bei einer Feier im Hause ihrer Freundin den Adligen Eduard van Nijenbergh kennen, der ihr auch bald einen Heiratsantrag macht. Lydia lehnt zunächst ab, da sie sich in Huib verliebt hat. Die beiden beginnen die Pläne zu realisieren und der Bau der Käsefabrik wird begonnen. Dann wird Lydia schwanger. Sie kann Huib jedoch unmöglich heiraten, er ist ja nur ein Bauer. Nun erinnert sie sich wieder an Eduard …

Antwerpen 1913: Lydias Tochter Nora hat sich mit ihr, nachdem sie die Wahrheit über ihren leiblichen Vater erfahren hat, gestritten und daraufhin, ohne ihre Erlaubnis ihren reichen Freund Ralph geheiratet. Das junge Paar lässt sich in Antwerpen, in der Nähe seines Elternhauses, nieder. Bald bemerkt Nora, dass Ralphs Interesse an ihr nachgelassen hat. Die Ehe ist nicht glücklich, Nora hat Heimweh, trennt sich von Ralph und möchte zurück in die Heimat. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus, eine Reise von Belgien in die Niederlande ist unmöglich. Ralph und seine Freunde fahren mit einem Schiff nach England, Nora bleibt zurück. In den Kriegswirren sieht die einst verwöhnte junge Dame keine andere Möglichkeit, als im Lazarett zu helfen und die Verwundeten zu versorgen …

Simone van der Vlugt, geb. 1966 in Hoorn, ist eine in den Niederlanden bekannte Schriftstellerin historischer Romane, die auch auf deutschen Bestsellerlisten zu finden sind. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Alkmaar.

In einem leichten und flüssigen Schreibstil führt uns die Autorin im ersten Teil ins ausgehende 19. Jahrhundert, wo wir einiges über die Stellung der Frau erfahren. Männer hatten damals das Sagen, Frauen mussten sie für alles um Erlaubnis bitten. Doch nicht alle nahmen das klaglos hin, einige begannen bereits sich selbst zu verwirklichen. Eine dieser starken Frauen ist unsere Protagonistin Lydia, der es allen Widerständen zum Trotz gelang, eine Fabrik aufzubauen und ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen.

Bis dahin eine interessante, spannende Geschichte, doch dann kommt ein plötzlicher Zeitsprung von etwa zwanzig Jahren. Lydia, Huib und ihre gemeinsam aufgebaute Fabrik sind vergessen – es ist nur noch von Lydias Tochter Nora und ihren Problemen die Rede. Dann baut die Autorin, wohl um es spannend zu machen und die Seiten zu füllen, auch noch Kriegswirren und Fronterlebnisse ein, die mit dem Titel und dem schönen ersten Teil absolut nichts mehr zu tun haben. Man hat das Gefühl ein völlig anderes Buch zu lesen. Schade.

Fazit: Gut gelungener erster Teil, der durchaus noch ausbaufähig gewesen wäre.