Rezension

Nachkriegskindheit

Trümmergöre - Monika Held

Trümmergöre
von Monika Held

Jula ist vier Jahre alt, als die Mutter stirbt. Der Vater, der im Auslandsdienst arbeitet, setzt sie mit zwei Koffern auf einen Schlitten und bringt sie zur Großmutter. Hier entdeckt Jula eine völlig neue Welt. Und dann gibt es da noch das Zimmer, das immer abgeschlossen ist: Hier wohnt Onkel Hans, der mit seiner Mutter kein Wort spricht. Er nimmt Jula mit zu seinem Autoverkauf, zu seinen Freunden auf den Schrottplatz und in die Kneipe, und auch die Freundinnen lernt Jula kennen. Die sind so schön und riechen so gut, dass Jula am liebsten auch wie sie werden will: Ein "Flittchen", wie Oma das nennt. Jula begreift sehr schnell, dass sie die beiden Welten auseinanderhalten muss; auch in der Schule darf sie nichts von ihren Nachmittagen erzählen. Und als nach einigen Jahren der Vater wieder erscheint und seine Tochter zurückholt und sie von einer '"versauten Göre" zu einer höheren Tochter formen will, gibt es eine weitere parallele Wirklichkeit. Jula gelingt es, mit den verschiedenen Welten zu jonglieren, bis eines Tages...

Diese Kindheit in der Nachkriegszeit ist ungewöhnlich, und sie ist faszinierend. Ich habe mit dem kleinen Mädchen gefühlt. Zum Schluss wird auch das Geheimnis aufgedeckt, weshalb Großmutter und ihr Sohn Hans nicht miteinander sprechen - damit rundet sich das Buch ab. Gefallen hat mir auch, wie die Perspektive des Gegenwart beschrieben wird, aus der heraus die erwachsene Juliana sich dem alten Haus und ihren Erinnerungen nähert.