Rezension

Nicht meins

Weil da war etwas im Wasser -

Weil da war etwas im Wasser
von Luca Kieser

Bewertet mit 2 Sternen

Tief unten im Ozean zieht ein Riesenkalmar seine Bahnen, mit seinen Armen erkundet er die Umgebung und eines Tages berührt einer dieser Arme etwas. Am Grund des Meeres schlängelt sich ein weiterer Arm, glatt, pulsierend und von unbekanntem Geschmack. Der Riesenkalmar folgt diesem unbekannten Arm ohne zu wissen, dass es sich nicht um einen Artgenossen handelt, sondern um ein Unterseekabel. Auf seiner Reise am Kabel entlang gerät er schließlich in das Netz eines Krillfängers und macht die Bekanntschaft mit dem schlecht schmeckenden Gas oberhalb des Wassers und dem hellen Ball der in den Augen schmerzt, aber auch mit Sanja, die sich während der Gefangenschaft um ihn kümmert. 

Der Klappentext des Buches hatte ebenso wie das tolle Cover sofort mein Interesse geweckt, ich fand die Idee spannend etwas aus der Sicht eines Riesenkalmars zu lesen, diesem einzigartigen, noch total unerforschten Wesen, um das sich seit Jahrhunderten Mythen und Legenden ranken. Das Buch beginnt dann auch ganz gut, obwohl es etwas merkwürdig ist die Gedanken des Kalmars und die seiner verschiedenen Arme zu verfolgen. Wir erleben die schicksalhafte Begegnung mit dem Kabel, eine Art Paarung, den unser Riesenkalmar ist eine Sie und lernen Sanja, die junge Praktikantin auf dem Krillfänger kennen. 

Bis zu diesem Punkt war es zwar teilweise schon so, als würde eine Kindergartengruppe darum konkurrieren, wer der Erzieherin als Erster seine Erlebnisse vom Wochenende erzählen darf, aber man konnte der Geschichte noch gut folgen. Je weiter die Story aber voranschreitet, um so konfuser und weitschweifender wurde das Ganze. Leider drifftet die Geschichte auch immer weiter von unserer Riesenkalmarin und Sanja ab, die mittlerweile die Bekanntschaft von Dagmar auf einem anderen Schiff gemacht hat und der Autor verliert sich in Rückblenden. Intensiv erzählen die Arme, allen voran der Süsse, wie der Mythos Meeresungeheuer zustande kam, als der Riesenkalmar neugierig ein Boot verfolgt und von den Seeleuten angegriffen wird. Man erfährt wie Jules Verne so zu seinem Roman 20.000 Meilen unter dem Meer inspiriert wurde, lernt den Autor der Vorlage zum "Weißen Hai" kennen, liest über Walt Disney und über einen der Seeleute auf dem Schiff von damals, der nach der Begegnung mit dem Riesenkalmar eine tief Angst vor dem Meer entwickelt und an Generationen seiner Nachfahren weitergegeben hat - Den da war was im Wasser. 

An diesem Punkt hat mich der Autor leider schon zum größten Teil verloren, bei der Stange gehalten haben mich nur noch die Ereignisse um Sanja und Dagmar, die stillschweigend zu Komplizen werden. Diese Ereignisse enden dann aber relativ abrupt und plötzlich liest man über die Probleme die ein junger Mann mit seinem Penis hat, um dann noch einige Seiten aus Sanjas Tagebuch vorgelegt zu bekommen. Sorry, hier war ich dann komplett raus und hab absolut nicht mehr verstanden, was der Autor mir eigentlich sagen möchte.

Das Buch ist rein durch seine Sprachgewalt und die philosophische Kraft hinter Teilen des Textes durchaus eine Entdeckung und damit wahrscheinlich auch zu Recht für einen Preis nominiert. Allerdings machen diese Teile für mich leider nur einen sehr geringen Teil des Buches aus. Der Rest ist oft konfus, unstrukturiert, verwirrend, sprunghaft und langatmig. Über weite Strecken habe ich mich schlicht überfordert gefühlt, ich wollte unbedingt die Botschaft verstehen und war am Ende frustriert, weil es mir nicht gelungen ist. Natürlich kann ein Buch mich fordern, es sollte mich sogar fordern, es sollte aber nicht den Eindruck erwecken, als wollte der Autor mich mit seiner Geschichte absichtlich überfordern. 

Leider war das innerhalb weniger Tage bereits das zweite hochgelobte und für Preise nominierte Buch, das mich mit dem frustrierenden Gefühl zurücklässt nicht gut genug dafür zu sein. Schade!