Rezension

Perfektion ist langweilig

Die Perfekten - Caroline Brinkmann

Die Perfekten
von Caroline Brinkmann

Das erste Drittel ist gut, danach gibt es zu viele Anlehnungen an Panem.

Wir folgen Rain, einem Ghost, einer Person, die sozusagen illegal unter den Menschen lebt, durch den unwirtlichen Stadtkreis Grey. Grey macht seinem Namen alle Ehre: Es ist grau und verrußt, die Luft so sehr von Smog verpestet, dass die Menschen nur mit Masken atmen können. Drohnen flitzen durch die Gegend und kontrollieren, ob alles seine Ordnung hat. Die Menschen werden nach ihren Genen beurteilt. Wer das beste Genmaterial mitbringt, hat auch die besten Aussichten, ein gutes Leben zu führen. Dadurch entsteht eine Vielklassengesellschaft, in der Diskriminierung und gegenseitiges Misstrauen vorherrscht. Rain gehört zu keiner Seite, sie und ihre Mutter leben unter dem Radar, können niemandem vertrauen. Regiert wird diese düstere Welt von den Gesegneten, die ihren Hintern im glänzenden, strahlenden Aventin in Reichtum, Glanz und Gloria plattsitzen. Das kommt Euch bekannt vor? Tja, mir auch.

Leider bedient sich die Autorin sehr an der Maßstäbe setzenden Trilogie von Suzanne Collins „Die Tribute von Panem“. Im Verlauf der Handlung kommen immer mehr Parallelen zum Vorschein und ich hatte zunehmenden den Eindruck, dass da jemand ein Stück auf der Erfolgswelle der Panem-Reihe mitschwimmen wollte. Auch wenn die Autorin prinzipiell ihr Handwerk versteht, kommt „Die Perfekten“ nicht einmal annähernd an das große Vorbild ran. Muss es natürlich auch nicht. Aber es emanzipiert sich auch zu wenig davon, sodass böse Zugern behaupten könnten, es sei nur ein billiger Abklatsch. Ganz so schlimm empfand ich es zum Glück nicht. Der Einstieg ist durchaus kurzweilig, bisweilen sogar spannend. Doch als nach etwa einem Drittel die Handlung zunehmenden in das strahlende Aventin verlegt wird, verlor ich auch zunehmend das Interesse. Das liegt daran, dass das so unperfekte Grey einen besseren Handlungsort für die Geschichte abgibt. Perfektion ist einfach langweilig, das immerhin wird in diesem Buch einmal mehr deutlich.

Fazit: Ich fand es sehr schade, dass „Die Perfekten“ nach der guten Anfangsidee so viele Panem-Anleihen übernimmt. Weh tut die Lektüre allerdings nicht, weswegen ich noch schwache 3/5 Sternen vergeben möchte.