Rezension

Pfiffiger christlicher Roman über den Kampf um Frauenrechte

Bebes Vermächtnis - Lynn Austin

Bebes Vermächtnis
von Lynn Austin

Bewertet mit 5 Sternen

Ausgerechnet für das Schmuggeln von Spirituosen verbringt Harriet ihre erste Nacht im Gefängnis. Dabei war es Bebe, ihre eigene Großmutter, die erst wenige Jahre zuvor mit anderen Frauenrechtlerinnen in Amerika die Prohibition durchgesetzt hatte, ein Anliegen, für das sie einst selbst ins Gefängnis gewandert war.

- Klingt diese Handlungsvorgabe etwas plakativ? Sie ist es ganz und gar nicht.
Lynn Austyn, deren erstes Buch dies für mich war, entspinnt hier eine feinsinnige, bewegende, aber immer wieder auch auflockernd lustige Geschichte, die sehr plausibel zeigt, wie existenziell der Kampf der Frauen, nicht nur für das Wahlrecht, sondern auch gegen den Alkoholausschank war, wie ungerecht die Situation für junge Mädchen und Frauen, die zwar zu Hause erfolgreich für ihre in den Krieg gezogenen Männer einsprangen, aber trotzdem kaum eine Ausbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeit hatten.

Nicht oft hat mich ein Mehrgenerationen-Roman, der zum großen Teil aus Rückblenden besteht, so überzeugt wie dieser hier. Es ist ein sehr bewegendes, starkes und zugleich weises Buch über Frauenrechte, über den Glauben an Gott und darüber, nicht immer den leichtesten Weg zu gehen, der sich anbietet.

Die Zeitsprünge sind so gut aufeinander abgestimmt, dass sie überhaupt nicht stören. Dazu überrascht die flott geschriebene Erzählung immer wieder mit urkomischen Momenten. Mir gefällt es, wie das teils sehr ernste und bewegende Buch auf den letzten Metern nochmal mit so herrlichen Einlagen trockenen Humors aufwartet.

Das Cover der Neuausgabe von 2022 ist durchaus auf junge Leser zugeschnitten - eine Klavierschülerin von mir hat sich bereits darin festgelesen und wird es wohl bald von mir ausgeliehen bekommen - aber ich finde, dass es für alle Generationen spannend ist und denke schon darüber nach, wem ich es zum Geburtstag schenken kann. Begeisterte Lesempfehlung!