Rezension

Play it again ... Aidan!

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
von Stuart Turton

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mann erwacht mitten in einem verregneten Wald, ohne Erinnerung, wie er hierher gekommen ist; er hat sein Gedächtnis verloren. Nach und nach wird ihm klar, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint - und das für acht Tage. Genau so lange hat er Zeit, den Mord an Evelyn Hardcastle zu klären. Sie ist die Tochter des heruntergekommenen Herrenhauses, in dem sich eine große Gesellschaft versammelt hat zum Jagen, Feiern und ... Morden. Jeden Tag erwacht Aidan Bishop, so der Name des Mannes, in einer anderen Person, nimmt die Erinnerungen der anderen jedoch mit. Findet er nicht rechtzeitig bis abends um elf heraus, wer der Mörder ist, geht dieses grausame Spiel immer weiter, ohne einen Ausweg. Schlimmer ist nur noch, dass auch jemand anderes aus dem verfluchten Anwesen entkommen möchte, und dieser geht knallhart über Leichen - Evelyn bleibt nicht die Einzige. 

Das ist bestimmt ein Buch, das polarisiert. Es fängt schon damit an, dass man fast ohne Erklärung in die Handlung geworfen wird, und gemeinsam mit dem Gedächtnislosen versucht herauszufinden, was passiert ist und worum es überhaupt geht. Dafür nimmt sich der Autor Zeit, seine Personen - in den meisten Fällen die Wirte Aidans - intensiv einzuführen. Es ist wohl nicht jedermanns Sache, ein Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Und zugegeben, es sind ein paar Längen drin, aber andererseits fand ich es sehr faszinierend, wie immer mehr die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt wurden, wie sich aus jedem Blickwinkel der Wirte etwas geringfügig anderes ergab, zumal sich diese Wirte auch sehr voneinander unterscheiden und das auch mega ausgedrückt wurde. Man muss auch das Ende mögen, die Erklärungen für manche Dinge sind eher übernatürlich, auch wenn dieser Begriff es nicht genau trifft. Und man kann sich Gedanken darüber machen, ob Menschen fähig sind, sich zu ändern, zu bereuen, besser zu werden. Ob man verzeihen kann oder auch sollte. Man bekommt hier nicht nur einen Krimi im klassischen Whodunnit-Stil, man kann, wenn man dann möchte, sich gern noch philosophischen Fragen widmen. 

Kommentare

lex kommentierte am 03. September 2019 um 21:18

Ich hatte gehofft, dass du es liest... Die Beschreibung klingt superspannend und gegen anfängliches Zeitlassen habe ich rein gar nichts. Ist es ein wenig wie Niemalswelt? Das hat mir auch gut gefallen.

E-möbe kommentierte am 03. September 2019 um 21:44

Könnte man glauben mit Niemalswelt, aber nein. Klar, irgendwie so ein Murmeltiertag, aber das war's auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Stell dir Agatha Christie auf Ecstasy vor (wegen der verrückten Träume, nicht dem Rumzappeln) und dann könnte so was in der Art hier herauskommen. Man muss manche Sachen einfach akzeptieren - anfangs war ich eher abgeneigt, weil es ein bisschen esoterisch klang, ist es aber nicht. Aber ich habe auf LJ gesehen, dass es wirklich ein Spalter-Buch ist. Man mag es oder hasst es. 

lex kommentierte am 03. September 2019 um 22:09

Ja, kann ich mir vorstellen. Ein paar negative Meinungen habe ich schon gesehen. Trotzdem... ich werd's lesen!

wandagreen kommentierte am 04. September 2019 um 07:18

Ah, guck, das hat mich auch interessiert.

E-möbe kommentierte am 04. September 2019 um 09:33

Bei Alex bin ich mir recht sicher, dass es gefallen wird. Bei dir ist beides möglich, schwer einzuschätzen.